22. April 2012

Augenmuschel im Praxistest: Testurteil überragend



Foto: Entspannen in Marzahn - Gärten der Welt - italienischer Garten
2 Bilder, manuelle Festbrennweite 35/1.4, ISO 100, Blende 8, Verschlußzeit 1/400


Der anonyme Augenmuscheltester nutzte gestern das oppulente Wetter, um seinen letzten Trainigstag unter Praxisbedingungen zu absolvieren. Trainigstag deswegen, weil er sich in 14 Tagen samt Fotoausrüstung ins Warme verpißt. Training, weil er immer und immer wieder auf den Auslöser drücken kann, ohne den Verlust eines Motivs befürchten zu müssen. Falls doch, geht er ebend nochmal ums Karree und belichtet.

Im Mai gibt es das alles nicht mehr. Da muß das Objektiv beherrscht werden, da es in fast allen Fällen nur eine Chance für ein Foto gibt.

Warum das so schwierig ist? Weil ich in diesem Jahr ausschließlich mit Festbrennweite fotografiert habe. Wie früher. Motiv auswählen, scharf stellen, Belichtung halbwegs korrekt einstellen. Zack.

Die Festbrennweiten, die ich habe, zeichnen sich durch etliche Vorteile aus. Die Bildqualität ist ein bis zwei Stufen besser als wenn ein Zoom angepappt wäre. Die Bildbearbeitung ist zeitlich deutlich verkürzt, da ich im RAW-Konverter fast keine diffizilen Einstellungen vornehmen muß. Tiefen und Lichter sollten (fast) vollständig abzubilden und damit konver­tierbar sein, der Rest ist weitestgehend stimmig. In der Bild­bear­bei­tung wird nur noch der Beschnitt durchgeführt und etwas an der Gradations­kurve rumgespielt. Fertig haben. Qualität und Zeitersparnis rechtfertigen in jedem Falle den Einsatz einer Festbrennweite. Außerdem macht das Fotografieren mit derlei Glas deutlich mehr Spaß.

Das Ganze hat einen gravierenden Nachteil. Die Zeile sind schwierig zu fotografieren. Schwierig, weil eine Menge Ausschuß produziert wird, vornehmlich in Form von verrissenen Bildern. Entweder haut einen der Spiegelschlag das Bild kaputt oder man drückt so heftig auf den Auslöser, daß die Kamera verreißt. Die Bilder sind dann Schrott.

Die Bilder, die was werden, die sind dafür genial. Damit kann kein Zoom mithalten. Oder nur ein solches, das nicht in mein Budget paßt.

Ergo ging es gestern darum, eine Strategie in der Praxis zu erproben, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit passable Bildergebnisse trotz Festbrennweite liefert, denn genau eine solche Strategie brauche ich im Mai, wenn ich jeweils nur eine einzige Chance habe.

Die Strategie geht so. Binnen zwei Stunden, die Mittagpause und Schlen­drian mal ausgenommen, habe ich 394 Fotos belichtet, also Auslösungen getätigt. Bei jedem Motiv, das mir in die Queere kam, habe ich ca. 3 bis 5 Mal den Auslöser betätigt. Eines der Bilder wird dann schon irgendwie was werden. Hoffentlich. Insgesamt fielen knapp 10 Gigabyte Daten an, 31 Fotos für Panoramen bzw. HDR und 363 Fotos mit Einzelmotiven.

Das HDR habe ich verworfen, stattdessen aus der überbelichteten Auf­nahme ein halbwegs brauchbares Foto gezogen.

Nach der gestrigen ersten Sichtung blieben zunächst 174 Bilder übrig, fast zweihundert habe ich ohne nachzudenken gelöscht, weil sie entweder unscharf waren oder doppelt vorhanden bzw. Müll, den ich für ein Motiv hielt, der aber bei Inaugenscheinnahme am PC gar kein Motiv beherbergte. Fotomüll. Passiert auch mir.

Mittlerweile kann ich den Endstand mitteilen, da ich ob der Falsch­bera­tung in einer Apotheke quasi aus dem Bett fiel und den ganzen Tag Zeit hatte, mich mit den Bildern zu beschäftigen. Übrig geblieben sind gerade mal 76 Bilder und 7 Panoramen, eines davon oben zu sehen. Irgendwann lösche ich davon auch noch an die 5 bis 10 Bilder, da sie doch keine so wichtige Aussage enthalten. Die fotografische Effizienz liegt momentan bei ca 20%, was noch etwas zu hoch ist, da ich für gewöhnlich 10 bis 15 Prozent nutzbarer Ausbeute habe.

Die Strategie hat funktioniert. Ordentlich Holz mitnehmen, Auslösen bis man Blasen am Zeigefinger hat, irgendwie bleibt ein knackscharfes Bild hängen. Der Rest wird gelöscht. Klasse mit Masse, anders funktioniert es mit einer Festbrennweite nicht. Speicherkarten werden ja momentan wie griechischer Spargel zu Billigstpreisen verhökert. Daran scheitert es dann nicht.

Achso. Was hat das alles eigentlich mit einer Augenmuschel zu tun? Nun, die hatte gestern ihre Premiere unter echt harten Foto­bedin­gungen und wurde mit dem Testurteil über­ra­gend bewertet. Daß sich das Teil dermaßen gut macht, hatte ich zwar neulich geahnt, doch nun weiß ich es defintiv. Wer als Brillenträger eine Berei­cherung für seine Spiegelreflex benötigt, die das Fotografieren erheblich er­leich­tert, indem stö­ren­des Seitenlicht beseitigt wird und die Brille auf der Nase bleiben kann, der solle sich um ein HoodEye für Brillen­träger bemühen. Kostet 20 Euro, die sich unbedingt lohnen. Erst recht, wenn mit einer manuellen Festbrennweite fotografiert wird.

Enjoyyourcamera liefert prompt und scheint kompetent in kleinen Helferlein für die foto­gra­fi­sche Erleichterung zu sein. Das macht dann den Unterschied, wo der deutsche Einzelhandel schnöde versagt hat.

Das scheint gegenüber den 6-Euro-Augen­mu­scheln ziemlich teuer, macht sich dafür in einem vollkommen unauffälligen Handling und Gebrauch bemerkbar. Technik, die begeistert.