24. März 2018

Ein Mann sieht rot ist back in black

Ja, das waren noch Zeiten Charles Bronson als Leinwandheld vormachte, wie man das Gesetz praktisch umsetzt. Das Gesetz der Wüstenei.

"Ein Mann sieht rot" sollte ich gesehen haben, wenigstens zweimal sogar, denn damals habe ich mir solche Filme auch zweimal angeschaut. "Falling Down" sicher auch dreimal.

Aber es stellte sich kein Flashback ein. nichts, aber auch gar nichts erinnerte an Charles Bronson. Auch nicht die Plotidee.

So dümpelte der Film erst mal 45 Minuten vor sich hin, eher zum Kern kam und Fahrt aufnahm. Wie in Taken mußte den Zuschauern in aller Welt erstmal das amerikanische Familienidyll nahe gebracht werden, das von jetzt auf sofort beendet war. Die Frau von Dr. Paul Kersey wurde bei einem Einbruch ermordet, seine Tochter schwer verletzt. Ab dieser Szene war es ein Fall für Bruce Willis, der wieder mal die Welt retten mußte. Diesmal alleine. Nicht ganz. Sein Kumpel Glock 17 half ihm dabei. Der Tod tat den Gangstern gut.

Abgesehen von rund 30 Minuten Füllsel, die überhaupt nicht nötig waren, handelt es sich bei "Death Wish" um solide Standardkost, altersgerecht auf Bruce Willis zugeschnitten, der nicht mehr durch die Szenen hetzen muß, sondern in aller Ruhe den Gangstern die Lebenslichter ausbläst. Bis zum Finale Furioso, das extra für die Szenenbildner ins Drehbuch genommen wurde, weil sie da noch einmal so richtig fett mit Kunstblut und schönen Schädelzerfetzarrangements rummachen durften. Wie überhaupt die Details sehr liebevoll in Szene gesetzt wurde. So, als der gelernte Chirurg einem Gangster zuerst Propofol verabreichte, um anschließend in Großaufnahme das Aufschlitzen des Muskelfleisches zu zeigen, damit er an den Ischiasnerv herankommt, den er wiederum mit Waschbenzin beträufelte, oder überlagerten Motorenöl, oder Scheibenwischerflüssigkeit.

Es soll eine der schönsten Schmerzarten sein, die ein Mensch unter Propofol gerade noch so als lustvoll ertragen kann oder so. Oder als Schmerz. Jedenfalls ohne dran zu krepieren. Das war auch nötig, da Kersey noch die Auskunft benötigte, wer seine Frau ermordet hat. Die bekam er dann auch, um den Delinquenten sogleich in einen sehr schön auf Breitbild projizierten Tod zu schicken.

"Back in Black" fungierte zwischendurch mal als Untermalung der Handlung, keine Ahnung wozu, vielleicht weil gerade mal kein Dialog stattfand oder Schuß zu hören war. Und dann als Abspannmusik, natürlich im Original, mit Bon Scott. Aber auch hier bleibt die Funktion unergründbar. "Highway to Hell" wäre der angemessenere Sound gewesen, wenn es schon ACDC sein muß, "Shoot to Thrill", "Hells Bells". Aber nein, der Produzent wollte "Back in Black". Also bekam er es.

Stimmiger war da eher der Linkin-Park-Limp-Bizkit-Verschnitt zur Einleitung des Shootouts in einer Diskothek. Das unterstützte die Handlung weitaus besser.

Ob er mal eine Glock gehabt hatte, wollte der Detective der Chicago Police ganz am Ende vom Doktor wissen. Ja, hatte er, aber jetzt habe er keine mehr.

Ob alles in Ordnung sei, wollte die Kollegin des Detectives von ihm wissen. Nein, meinte er, griff sich ein Stück Pizza, biß herzhaft hinein und meinte dann: Jetzt ist alles in Ordnung.

Unterem Strich war es eine sehr angenehme Unterhaltung, bei der man wieder mal etwas dazugelernt hat, als schlauer rausgeht als man ins Kino reinkam. eine Glock 17 ist für Anfänger eher ungeeignet, dafür eigne sich Flinten und automatische Gewehre weitaus besser, um einen einzigen Gegner ins jenseits zu befördern.

Letztlich hat der Film nur einen Nachteil. Man muß sich die Filmkritik, die man gerne lesen möchte, selber schreiben, weil deutsche Autoren dazu zu blöd sind.