18. Dezember 2017

strukturelle Faulenzerei



Die Zauberin in Handmagie und ich, wir zwei beiden sind uns völlig darüber einig, daß Krawallwandern im Hochgebirge keine für mich geeignete Lebensäußerung ist. Auch wenn dabei schicke Fotos rauskommen. Binnen einer Stunde von Null auf 2.200 Meter und dann da oben und höher stundenlang bei 5 Grad rumknattern, das kann nicht gut sein.

Ich habe ihr daraufhin mal erklärt, daß dies ja eher die Ausnahme ist und strukturelle Faulenzerei mein Hiersein am ehesten beschreibt, was sich unter anderem darin äußert, daß ich mich derzeit sehr gut leiden kann, gut aussehe und eine gesunde Körperbräune aufgebaut habe. Letzteres ist allerdings kein Kunststück, sondern schnödes Produkt zahlreicher Sonnengänge, denn da, wo ich bin, scheint immer die Sonne. Fast immer.

Um 8 oder später geht es frühstücken. Immer den gleichen Muckefuck. Danach schaue ich kurz in das Internet rein. Um 10 oder so stecke ich dann den Kopf aus dem Fenster, um eine Entscheidung darüber zu fällen, was ich mit dem Tag anfange. Das Badetuch ist dabei schon in der Hand, denn es geht zum Strand.

Aber, betone ich, ich geh da nur planschen nicht schwimmen, eher toter Mann spielen und sich in den Wellen treiben lassen. Im Atlantik geht das problemfrei. Naja fast. Manchmal sagt ein kleines Kind: Papa kuck mal, der liegt ja schon wieder im Wasser.

Das mit dem Planschen, meint sie, findet sie gut, denn das sanfte Schaukeln in den Wellen überträgt sich auch nach innen, in die Struktur des Körpers und provoziert eine sanfte innere Bewegung. Das merke man mir auch an. Jetzt.

Ich habe ihr nicht erzählt, daß ich auch mal drei oder fünf weltmeisterliche Schwimmzüge hinlege, sobald sich eine fesche Dame am Strand entlang präsentiert. Damit hat sich das dann jedoch schon wieder. Verausgaben muß ich mich im Wasser nicht. Das Wasser als solches sorgt schon alleine für den Verlust einer Menge Lebenssaft.

Tja, sage ich, dann bin ich ungefähr halb zwölf wieder da und bisher ist nichts passiert. Dann stöpsel ich mir die Kopfhörer auf und gehe eine oder anderthalb Stunden spazieren,je nach Albumlänge. Bis dahin ist immer noch nichts passiert.

Weil gerade Platz ist, setzte ich mich dann ins Strandcafé und vertilgte einen Apfelstrudel mit Schlagsahne und zwei Kugeln Vanilleeis. Und zwei Americano. Muß als Mittagessen reichen. Um zwei stelle ich fest, daß ich tierisch müde bin, leg mich also für ein Stündchen zu einem Nickerchen nieder. Und schlafe tief und fest. Nach drei wache ich dann auf, völlig energiebefreit und fix und fertig. Also schnappe ich mir einen dicken Wälzer und schlurfe zur Poolbar, lasse mir Schauer des Grauens ob der kriminellen Machenschaften der Romanprotagonisten über den Rücken laufen.

Dann ist es um vier und immer noch ist nichts passiert an dem Tag. Außer meinen Körper habe ich nichts weiter bewegt. Wir reden hier über etwa 8 bis 10 Kilometer täglichen Fußmarsches. Oder auch 11. Manchmal.

Sehr schön, meint sie, da ist doch ganz viel passiert. Du hast dein Hirn abgeschaltet und dein Gewicht spazieren geführt. Besser geht es doch gar nicht. Ich finde, da ist eine ganze Menge passiert.

Und dann meinte sie, ich solle mit dem Aufklären des NSU aufhören und mich der Aufklärung der Erdölschweinerei auf Teneriffa widmen. Das ist noch viel krimineller. Da wurden Milliarden Euro im kanarischen Korruptionssumpf versenkt.

Tja, sage ich, wenn ich Kriminaler wäre, würde ich als erstes bei den Grundstücksbesitzern aufkreuzen und denen ein paar Quizfragen stellen. Es scheitert aber daran, daß ich außer Olé und uno café solo kein Spanisch kann. Und die Akten fehlen.

Das ist richtig, diese korrupten Schweine haben sich gesund spekuliert. Naja, ein paar Seiten auf deutsch gibt es da schon.

Die schaue ich mir an, wenn ich wieder zu Hause bin.