8. Dezember 2016

Montana Guajara - Aus und vorbei

Na, wo kommst du jetzt her?

Von da oben. Ich habe mich genau an die Abmachung gehalten.

Und wie weit warst du?

Soll ich's dir zeigen?


Der Fotoapparat wurde bis zum Gipfelfoto durchgerollert. Zeitstempel 14:03 Uhr.

Der Tag fing gut an, wenn auch mit 24 Stunden Verspätung. Der Aufstieg zum Montana Guajara sollte nicht bei Sturmböen und Wolken stattinden. Stattdessen wurde sich ein wolkenfreier und windstiller Tag ausgesucht. Kaiserwetter für die letzte Krawallwanderung, denn das wußte ich bereits vorab. Es sollte die letzte dieser strapaziösen Schlurfereien werden. Irgendwann ist Schluß mit Anstrengung.

Bereits nach den ersten anderthalb Kilometern und bescheidenen Höhenmetern des gerade ml 5 Kilometer langen Weges war klar, daß ich es nicht schaffe. Immerhin standen zwischen mir und dem Gipfel des Guajara knackige 700 Meter Berg, die zu kraxeln wären, um den Königsblick auf den Teide genießen zu können, vom besten Fotostandort des Nationalparks aus.

Auf knapp der Hälfte der Strecke wartete die Wanderführerin schon auf mich. Wir mußten eine Abmachung treffen. Sie bräuchten noch ca. anderthalb Stunden bis oben. Die Gruppe war nur als Punktraster im steilen Hang zu sehen. Die Abmachung war einfach. Sollte ich bis 14 Uhr nicht oben sein, gehe ich den gleichen Weg zurück, damit man mich auch findet. Einmal Bergwacht wegen mir, das reicht als Erfahrung für das ganze Wanderführerleben.

Die Tüte Gewürzspekulatius hatte ich eh schon beim Start jemand anderem gegeben, damit die sich einen lustigen machen, oben am Berg. Ich bekam dafür auf der Hälfte eine Büchse mit Feigen und Mandeln überreicht, Energielieferant für die Zeit bis 14 Uhr.

Eigentlich wollte ich nur bis zu dem unscheinbaren Einschnitt, über den man sich auf die Ostseite vorarbeitet. Da angekommen war das nächste Ziel der Kamm, denn von dort aus könnte man wenigstens einige Bilder der Ostseite Teneriffas machen.

Zwischendurch fanden interssante Gespräche statt, denn wenigsten drei Wanderer erkubndigten sich nach meinem Befinden, ob ich Probleme hätte. Nö, hatte ich nicht, auch wenn ich so aussah. Ich setzte immer schön einen Fuß vor den anderen, blieb ab und zu stehen, um den Teide und die westliche Caldera zu fotografieren. Weiter ging es.

Auf einmal realisierte ich, daß ich schon deutlich oberhalb des Montana Sombrero bzw. von der Kante oberhalb dieses nicht sichtbaren Berges war, also auf 2650 oder so. Dann sah ich auch schon den Gipfel, der aber auf direktem Wege wegen eines abgezäunten Bereiches nicht erreichbar war. 5 Meter unterhalb des aufgehäufelten Windschutzes kam mir der Mann entgegen, der Bescheid sagen sollte, daß ich die Vereinbarung einhalte. Gleicher Weg zurück, wenn ich 14 Uhr nicht oben bin.

Mensch, biste ja doch hier oben. Die Gruppe ist vor nicht mal zwanzig Minuten wieder runter, hast die nur knapp verpaßt.

Fünf Minuten vor der Zeit war ich oben. Toll, denn so bin ich nochmal zu jenen Fotos gekommen, die ich mit deutlich besserer Kamera noch einmal machen wollte. Dann ging es den gleichen Weg zurück.

Das Gehirn schaltete sich erst wieder ein und beschäftigte sich mit irdischen Dingen, als das Parador in erträglicher Reichweite war, also in ca. 1,5 Kilomter Entfernung.

Schön, wenn die letzte Krawallwanderung mit einem Erfolg gekrönt war. Es wäre auch wurscht gewesen, wenn nicht, denn die schicken Bilder hätte auch der Teilaufstieg gebracht, da der Aufstieg im Gegensatz zu 2010 diesmal über die Westseite erfolgte.

Die ganze Tour hat für mich genau 7 Zeitstunden gedauert, 4 Stunden 20 Minuten hoch, 20 Minuten Pause und 2 Stunden 20 Minuten runter.

Ohne das am Tag vorher einbalsamierte Doping der Zauberin in Handmagie hätte ich keine Chance gehabt. Hatte ich auch mit nicht. Ich war aber oben. Das letzte Mal. Mit anderthalb Litern Wasser, zwei Bananen, zwei Mandarinen, etlichen Feigen und Mandeln.