12. März 2016

Lothar Lingen: Eine Anzeige in der Zeitung

Es sind die Kleinigkeiten im Agentenleben, die einen Topspion vor der Enttarnung schüt­zen, die Zurückhaltung in den Dingen des Alltags.

Weiland konnten die Führungsoffiziere von Günter Guillaume das Wasser nicht halten und gratulierten ihm in ihrem Funktele­gramm zur Ankunft des strammen Nach­wuchses. Ge­schich­te wiederholt sich. Diesmal ist es Axel Minrath, dem ein von Gott geschaf­fenes En­kel­kind vor die Haustür gelegt wurde, auf daß er seinen Stolz mit einer Anzeige in der Zei­tung Ausdruck verleiht.

Blättert man nun ein wenig im Internet herum und sammelt die wenigen Fundstellen ein, die einer solchen Personalie zuzuordnen sind, dann er­gibt sich mit ganz wenigen Bruchstücken ein aussagekräftiges Bild. Es ist gerade mal ein Dreiteile-Puzzle, das zu lösen war, nicht weiter schwer.


Der früheste Verweis liegt bei Amazon wie Sauerbier rum und findet keinen Käufer.

Axel Minrath, Friedenskampf: Die DKP und ihre Bündnispolitik in der Anti-Nachrüstungsbewegung
Verlag Wissenschaft und Politik (1986)
ISBN-13: 978-3804686885


Schon sind wir bei der Sachlage, die einst im Spion, der aus der Uni kam, dargestellt wurde, den Universitäten als ewig sprudelnder Quell für Agen­tenrekrutierungen. Am Beispiel des Herrn Funke hatten wir es exempla­risch aufgezeigt. In Berlin trifft man ja auch auf Absolventen des selbigen. Fragt man diese nach den Meriten des Politprofessors, dann ist das Un­term­strichurteil wenig schmeichelhaft und eindeutig. Fachlich sei er 'ne Nulpe gewesen, ein Laberer vor dem Herrn, aber der Sache treu ergeben. Auf die Frage welcher Sache erntet man Schulterzucken und denkt sich seinen Teil. Wahrscheinlich beiden.

Die gleiche Geschichte bei Martin Thein, der sich mit universitärem Auf­trag in die Ultraszene einschleimen sollte, um sie für die Machtspiele der Spitzelbehörde zu kidnappen.



V-Schreiber Gebauer hatte sich in der 007-Illu auch schon fast zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Der Mann, der den deutschen Inlandsgeheimdienst in eine schwere Krise stürzte und seinen Präsidenten Heinz Fromm um seinen Job brachte, ist ein kleiner, schlanker Brillenträger in dunklem Anzug, mit weißem Hemd und Krawatte. "Typ langweiliger, seriöser Beamter"...

Viel jedoch sagte er nicht. Noch nicht einmal seinen echten Namen wollte der mittlerweile versetzte Referatsleiter im Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), Abteilung 2B "Forschung und Werbung", angeben. Stattdessen nannte er nur eine kuriose Tarnidentität. Deckname: Lothar Lingen. Alter: 54. Danach berichtete der auf den Geheimdienstfluren als "Mini" bekannte Beamte, wie "geschockt" er vom Rücktritt seines Präsidenten sei.

Terror-Holger ließ nicht locker und wollte reines Kölsch eingeschenkt bekommen.

SWR-Journalist Holger Schmidt bloggte im Juli 2013 – gestützt auf anonyme Quellen – , Lingen sei ins Bundesverwaltungsamt (BVA) versetzt worden, wo er auch "Ehrungsaufgaben für den Bundespräsidenten" verrichte. Der Jour­na­list ist der Spur nachgegangen. Das BVA, das wie das BfV in Köln sitzt, braucht eine Woche, um auf Nachfrage mitzuteilen, keine Angaben zu Perso­nalangelegenheiten zu machen. Lothar Lingen, der seinen Präsidenten stürz­te, genießt also weiter Schutz durch seinen Beamtenstatus.

So blieb nur noch übrig, die Internetseite des Bundesverwaltungsamtes abzugleichen. Dort wird man fündig.

Herr Axel Minrath

Adresse(n):

Bundesverwaltungsamt
50728 Köln
Deutschland

Kontakt:

Axel Minrath
Raum: A 010
Telefon: 022899-358-4010
E-Mail Axel.Minrath@bva.bund.de

Referat ZMV II 6

Ehrungsaufgaben des Bundespräsidenten...

Ergo haben wir es mit dem üblichen Verfahren zu tun. Politstudium und Politdiplom in Blablabla. Der Qualifizierungsnachweis für die Agenten­karriere ist eine Publikation gegen die DKP oder war eine Legen­dierung durch das Amt, wie bei Thein seinen Publikationen über Hools im Fußball.

Was wurde aus dem Schredderexperten Lothar Lingen?

Tja, Frau Pau, Frau König. Rufen sie doch einfach mal an und gratulieren sie ihm zu der Gottesgabe. Es liegt an ihnen, ob sie weitere Fragen an ihn haben oder seine Beiziehung als Zeuge in was auch immer anleiern.
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Jetzt schaumerma, wann die Aufklärer den heutigen Leak aufgreifen. Irgendwann muß ja auf Twitter drauf stehen, daß Lothar Lingen in Axel Minrath drin ist.

[update 18:05 Uhr]

Auch der Bundestag hat eine Anzeige zu Lothar Lingen.