26. September 2012

ein Macho im Anaga-Gebirge

Das spanische Gequassel habe ich nicht verstanden, doch das Wort Macho hörte ich heraus. Als Beweis präsentierte mir der Canario den kleinen Pullermann des Machos.

Das war das Ende der heutigen Wanderung. Begonnen hatte sie mit der Frage, ob ich beruflich oder als Hobby fotografiere. Die Stammleser des Blogs kennen die Antwort. Sie wurde hier vor wenigen Tagen ausführlich doziert.

Auch heute war Fotografenwetter vom Feinsten. An Tagen wie diesen geht alles wie von selbst. Die Belichtung war sehr schwierig, ansonsten hoffe ich wenigstens ein paar schöne Bilder gemacht zu haben. Bis zur Picknick-Pause.

Da hoppelte auf einmal ein Kaninchen/Häschen zwischen den Krümeln hin und her und versorgte sich mit seinem Mittagessen. Ich habe keine Ahnung, warum es gerade mich als Freund auserkoren hat, denn nur von mir ließ es sich streicheln und greifen, mit dem Katzengriff.

Die Wanderführerin hatte nämlich entschieden, daß wir es mitnehmen und in Chamorga in der Kneipe abgeben. Hier oben hat es keine Chance, zumal Jagdsaison ist und somit die Podenkos scharf wie Westsenf.

Ergo räumte ich meinen Rucksack aus, stopfte das Tier hinein, warf noch eine halbe Paprika hinterher und los ging's.

Zwei Fluchtversuche später wechselte der Rucksack zum Bauch, denn das kleine Fellknäuel entwickelte Bärenkräfte, um in die Freiheit zu entweichen. So wie Maxl, wenn der nach einem Flugzeugabsturz wieder eingesammelt werden, weil auf sein Luftschloß transportiert werden muß.

Jetzt starren also ständig sechzehn Augen auf mich, daß ich die Kreatur ja auch unbeschadet bis zum Zielort bringe. Zweimal ist er unter Auweiageheule ausgebüchst, erstaunlicherweise nur soweit, daß er sich problemlos greifen ließ.

Leute, ihr glaubt gar nicht, was ein nach Freiheit rammelndes Karnickel im Tornister für eine Wanderpein sein kann.

Kurz und knapp, für den Abstieg schnallte ich den Rucksack auf den Bauch, beruhigte das Tier, blies ab und zu frische Luft rein, womit das Tier letztlich heil ankam. In der Wirtschaft.

Die Wirtin verdrehte die Augen und glaubte uns nicht, ergo lüftete ich meinen Bauchsack etwas und ließ sie reinschauen. Der Deal schien schnell gemacht, Tochter solle Käfig besorgen. Die kam mit kleinsten Vogelkäfig wieder, den ich je gesehen habe. Selbst Maxl würde den verweigern.

Dann wartete da noch ein Finkabetreiber aus Santa Cruz auf den Bus, griff sich das Tier, begutachtete es gründlich und meinte es sei ein Zwergkaninchen und Macho. Er komme morgen mit einem größerem Käfig wieder und hole es ab.

Leute, wenn ihr die Augen von Wirtin und Tochter gesehen hättet, würde auch in euch die Ahnung keimen, daß da morgen nichts zu holen ist, schon gar nicht das knuddlige Haustier der Familie.

Ja Leute, so kam es, daß Die Anmerkung wenigstens einmal eine heldenhafte Wanderung absolvierte, auf der er einer Kreatur das leben rettete. Es war zwar kein Hund, aber immerhin.

Eine Kaninchenrettungsfinka werde ich trotzdem nicht gründen.

Die nächste Umfrage ist auch schon klar. Soll Die Anmerkung für seine heldenhafte Tierrettung im kaninchenfeindlichen Ausland den Verdienstorden des Deutschen Tierrettungsbundes erhalten? Selbstverständlich. Gibt ja nur die eine Antwort.

Und?, das war's wohl jetzt mit Teneriffa, jetzt, wo'de auf dem Teide warst?

Fragte die Wanderführerin ganz am Schluß.

Der Teide war nur Bonus, weil ich im Mai spürte, ich könne ihn schaffen. Ich sah eine Chance für mich, nur noch für dieses Jahr, die habe ich genutzt und gewonnen. Der Montana Blanca und der Roque del Conde waren viel wichtiger.

Aber deine letzte Wanderung war's schon, oder?

Ja, das war sie, die letzte.

Begründen mußte ich das nicht, die Antwort kannte sie längst.

Kurz vor dem Hotel sah mich die Zauberin im Wanderoutfit, darum bemüht, es so aussehen zu lassen, als ob sie mich nicht sähe. Shit. Ich muß mir für morgen noch eine Huldigung ausdenken, bevor sie mich repariert.