1. November 2015

Berlin-Marzahn, dem Himmel so nah



Kaum machte die Sonne wieder von sich reden, wurde das lange Rohr ange­flanscht, das Stahlroß gesattelt und gen Himmelsweg Marzahn gera­delt, um die Touristenattraktion so abzulichten, daß die interessierten Bürger von einem Besuch abgeschreckt werden.

Man radelt aus Richtung Ahrensfelde, immer die Straßenbahn entlang, also den parallel verlaufenden Radweg, direkt auf das Hochhaus zu und kann es nicht verfehlen, so der Weg stadteinwärts führt. Es befindet sich gegenüber dem Kulturhaus Marzahn. Kurz vor dem Ziel befindet sich ein riesengroßer Park, der ein spürbar eigenes Mikroklima entwickelt, solange man sich in dessen Gefilden aufhält.



Abgesehen davon sieht man das Höhenplateau im Prinzip nicht, denn so hoch trägt kaum jemand die Nase, daß er das Konstrukt erblickt. Man muß schon mit der Nase drauf gestoßen werden. Außerdem gibt es zu christlicher Radelzeit ein Belichtungsproblem. Es handelt sich um Gegen­lichtaufnahmen mit in der Zeit um das Mittagsmahl herum recht tief stehender Sonne.

Den Radweg bis zum Hochhaus ist man allerdings die ganze Zeit einer optischen Täuschung erlegen, denn es handelt sich in Wirklichkeit um zwei Hochhäuser.

Um den Schrecken des Gittersteigs zu entdecken, muß man an der großen Kreuzung ein paar Meter rechterhand abbiegen, dann bekommt man einen Bildwinkel, der das in 70 Metern Höhe zu bewältigende Problem genauer aufzeigt. Das wird sich der Hobbyfotograf nicht antun.



Abseits der ganzen komplizierten Bildgestaltung sei pflichtschuldigst mit­geteilt, daß die c't Digitale Fotografie wiederum in zwei strammen S-Bahn-Fahrten erledigt war, also deren Inhalt kaum noch Reize zur Fort­bildung liefert. Einzig der Artikel zur Mehrfachbelichtung mit Digitalkameras war dahingehend erhellend, daß man das auch mal durchprobieren muß. Früher war das ja meist einem Unglück beim Filmtransport geschuldet. Heute kann man das im Menü zuschalten. Oder man fertigt drei Bilder und stöpselt die am PC in verschiedenen Mischmodi übereinander. Hat darüber hinaus den Vorteil, daß überflüssige Bildbereiche ausgeschnitten werden können.

Der Artikel über Luftaufnahmen, der war noch interessant. Schreckt aber vor solch einem Unterfangen ab. Luftaufnahmen stellen zu komplexe Anforderungen an Mensch, Ausrüstung, Flugmaschine und Wetter.

Der Freizeitradler wird sich nach einem neuen Radhändler umsehen müssen, denn der, den er eigentlich zwecks Reparatur der Gangschaltung anradeln wollte, den gibt es nicht mehr. Das war die viel wichtigere Erkenntnis des Ausflugs. Mit kaputter Gang­schal­tung macht es keinen Spaß mehr. Mit funktionierender eigentlich auch nicht, aber das ist eine andere Problemstellung.