19. August 2015

Verhüterli für's Barfußlaufen

Die nette Dame, die den Spieß im Laden umdrehte und dem Autoren Fivefingers-Schuhe verkaufte, wobei es in dem Sinne kein umdrehen war, denn mit dem Gedanken wurde sich eh seit 2013 beschäftigt, diese nette Dame wurde also gefragt, ob man auch die Zehensocken bei den Schuhen anzieht.

Nö, sind doch Barfußschuhe. Außerdem haut man die in die Waschmaschine und gut ist.

Gesagt getan und Barfußschuhe barfuß die Masca-Schlucht runter getragen.

Ein leicht böses Erwachen gab es kurz darauf in Berlin, da die Fingerlinge an den Füßen zum Standard-Straßenschuh mutiert waren es nächtens bis unter 10 Grad ging und am Tag gerade so die 15-Grad-Marke geknackt wurde.

Da kroch die nächtens im Beton aufgehäufelte Kälte dann doch in den Fuß. Nicht lange zwar, denn beim Laufen wurde der Fuß durch die Nutzung aller Muskeln schnell erwärmt. Leicht unangenehm blieb es trotz allem. Hinzu kam, daß der Besuch von Gymnastikstunden anstand. Gut, man hätte sich Strümpfe i die Hosentasche stecken können, um diese für die Gymnastik anzuziehen. Die Intention geht jedoch dahin, den Schuh länger als nur bis September unterzuschnallen.

Ergo ging es auf Deppentour durch die Schuh- und Strumpfläden Marzahns und des Brandenburger Umlands. Der Fuß wurde hochgehalten und die Frage gestellt, ob sie auch die dafür nötigen Strümpfe haben. Abgesehen von den 99% Kulleraugen, was für komische Schuhe der Mann trägt, gab es einen einzigen kompetenten Gesprächspartner, der die auch des öfteren anzieht. Sanitätshaus Seeger war sein Tipp, denn die verkaufen auch die Schuhe. Aber besser ist es, wenn man das im 5er-Pack via Internet kauft.

Ergo wurde zuerst recherchiert. Zehensocken beim Großhändler. Und das alles zusammen mit einer netten Verkäuferin, die das natürlich nicht im Ladengeschäft anbietet, aber helfen wollte.

Und so sah die Recherche aus.

lustiger Treffer der Suche mittlerweile erst auf S. 2 der Rangliste

Da es in dem Laden eh nichts zu holen gab, lachte man herzlich, denn um diese Großzehe des Mannes ging es dann doch eher nicht. Ergo wurde gen Innenstadt gefahren, was den Vorteil hatte, daß es dreihundert Meter abseits S-Bahnhof Schönhauser den Knitido-5-Finger-Socken-Laden der Japaner gibt, die mit einer reichhaltigen Produktpalette aufwarten können, auch für die kältere Jahreszeit. Der Service ist 0 Punkte wert, dafür haben sie alle Socken auf Lager. Seeger hatte nur eine Sorte, aber einen sehr serviceorientierten Verkäufer.

Langer Rede kurzer Sinn. Bezogen auf Vibram-Fivefingers machen die Socken keinen Sinn. Barfußlaufen ist geil. Zieht man die Strümpfe an, dämpft man das Erlebnis um zig Prozent. Sie fungieren in dieser Hinsicht als Verhüterli des ursprünglichen Laufgefühls. Das Gesocks schmälert die Wanderlust.

Wo sie allerdings ganz viel Sinn machen, das ist in den ganz normalen Barfußschuhen mit breiten Vorderfuß. Hier wiederum gewinnt das Laufgefühl enorm. Und das kommt so.

Normalerweise sind auch die Zehen beim Menschen ganz leicht gespreizt. Das haben wir uns mit dem Tragen falscher Schuhe und Socken allerdings versaut. Der Vorderfuß ist beim Laufen nur noch ein kompakter Fleisch- und Knochenklumpen, der passiv im stoßfesten Wanderschuh aus Baustahl sitzt, damit er nicht geschädigt wird.

Zieht man die Zehnsocken an, ändert sich das radikal. Die Zehen werden durch das dünne Material wieder ganz leicht gespreizt, jeder ist einzeln eingeparkt, so daß beim Laufen wieder das ganz natürlich Abrollverhalten und die Spreizung unterstützt werden.

Insofern ist das Urteil eindeutig. Für normales Schuhwerk sind Zehensocken ein deutlicher Gewinn beim Laufgefühl, für die Fivefingers entbehrlich, es sei denn, man will die Treter auch an kälteren Tagen tragen.