24. Februar 2015

NSU: Was stimmte hier nicht?



Die Zeitung "junge Welt", der man Staatsnähe und -opportunismus nur unter Folter und dann auch noch gelogen nachsagen kann, übte sich kürzlich in der Verbreitung von Staatspropaganda, die Überschrift der kritiklos durchgereichten dpa-Meldung mal ausgenommen.

Für die neu hinzugekommenen Leser dieser kleinen Internetnische sei ein selten anzutreffendes Phänomen dieses Blogs vorgestellt. Wir zeigen mögliche Lösungsansätze auf. Für gewöhnlich lassen wir die Rätselfreunde mit dem Rätsel "Was stimmt hier nicht?" allein und kümmern uns nicht um die Lösung.

Wir suchten Fehler in folgenden Richtungen.
  • Es gebe Zeugenaussagen, wonach es mehr als zwei Täter gegeben haben könnte...
  • Den Ermittlungen zufolge sollen die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die Polizistin Kiesewetter 2007 in Heilbronn ermordet haben.
  • »Ich bin nicht wirklich davon überzeugt, dass das allein die Täter gewesen sind«, sagte Aust.
  • Mordserie, die 2011 dem »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) zugeordnet werden konnte.
Nun denn. Wenn Aust auch nur geraten hat, wer der oder die Täter sein könnten, es aber solche Zeugenaussagen gibt, dann sollte man das auch belegen können.

1. Es gibt einen einzigen Zeugen der Tat, der auch ausgesagt hat, Martin Arnold. Dessen Aussagen sind laut medizinischem Gutachten gerichtlich nicht verwertbar. Fertig ist die Laube.

Ansonsten finden sich in den Ordnern zum Mordfall Kiesewetter und Mordversuch an Arnold keine Zeugenaussagen. Nicht mal zu einem Täter, geschweige denn zu mehr als zwei Tätern. Es sei denn, Aust durfte die Aktenordner 172 bis 178 einsehen, wo das drin steht. Die sind aber von den zuständigen BKA-Sachbearbeitern noch nicht gelakt worden.

2. Es gibt keine Ermittlungen, die in irgendeiner Hinsicht einen Tatvorsatz, Tatbeteiligung oder Durchführung der Tat selber seitens Böhnhardt und Mundlos belegen. Im Gegenteil. Bis zum 4.11.2011 gibt es nicht mal Nanospuren von Nazis, Rechtsextremen, Untergründlern oder was auch immer. Die Ermittler der SoKo haben sich an jeden, wirklich jeden Strohhalm geklammert, um den Fall aufzuklären. Wären es Nazis gewesen, hätten sie diese auch geschnappt.

In dieser Hinsicht lügt Aust wissentlich. Wir wissen das sehr zuverlässig, da Aust und Kollegen zu jenem Kreis deutscher Publizisten gehören, die Zugriff auf das geleakte Aktenmaterial (Redaktionsschluß 2012) haben. Sie müßten es nur mal studieren, dann wüßten sie auch, welche wahrscheinlichen Tathypothesen kriminalpolizeilich relevant waren. Ideologische, garniert mit dem richtigen Klassenstandpunkt, gehören nicht dazu. Gottlob, daß es auch Polizisten gibt, die ihren Job verstehen und nicht die Austs oder Königs des Landes Kriminalfälle klären müssen. Das wäre eine Katastrophe.

3. Die Überzeugungen von Aust sind Schnickenfittisch, weil sie nicht gerichtsrelevant sind. Es spielt also keine Rolle, ob Aust glaubt, daß es vier 8 oder 12 Mörder waren. Entweder man kann das beweisen oder aber das Ende der Veranstaltung ist erreicht.

4. Ob es sich um eine Mordserie handelt, ist bis heute nicht bewiesen, sondern propagandistisch postuliert. Da es sich in München um einen Schauprozeß handelt, wie der V-Mann Brandt sagte, kann das sogar funktionieren, daß man um der Einheit und Reinheit des deutschen Volkes willen eine Mordserie durchwinkt. Wimpel- und Fähnchenjustiz, also ein Winke-Winke-Prozeß, ersetzt für gewöhnlich allerdings keine forensisch solide Beweiserhebung. Im Fall des OLG-Stadls schon.

In dem letzten Punkt verbirgt sich auch ein großes Stück Wahrheit. Die "Mordserie" wurde ihnen zugeordnet, weil es die bequemste Lösung war, eine Reihe ungelöster Mordfälle auf die Schnelle zu entsorgen.