16. Januar 2015

Mordanschlag in Heilbronn: War es der Geheimdienst?


Wartezimmer-Illustrierte: amerikanischer Inlandsgeheimdienst FBI

So einen schicken Inlandsgeheimdienst wie die USA bräuchten wir auch, dann wäre der Mord an Michelle Kiesewetter und der Mordversuch an Martin Arnold längst geklärt.

Da aber die Ermittlungen nach dem 4.11.2011 eingestellt worden sind, da irgendwer vermeinte, die Täter zu kennen, erübrigt sich im Grunde jede weitere Diskussion.

Da ich am vergangenen Wochenende Gelegenheit hatte, Fachkompetenz in Anspruch zu nehmen, die in meinem Lebensweg so nicht vorkam, war das Thema Heilbronn natürlich Gesprächsstoff, zumal e mit einer Person stattfand, die voll im Stoff steht, will heißen, die sowohl meinen als auch den Sicherungsblog regelmäßig liest.

Thema waren die Ende letzten Jahres erschienen Serie zum Mordanschlag in Heilbronn und einige wenige exemplarisch an Ordner 34 dargestellte Tathypothesen. das war für Außenstehende, die mit der Materie nicht vertraut sind, verständlich dargestellt und insofern für das Team Heilbronn im Arbeitskreis NSU natürlich auch eine schöne Rückmeldung, die man sich persönlich abholen konnte.

Der gesamte Komplex NSU, Frühlingsstraße, EDV, Sprengung der Wohnung, Stregda, Banküberfällen, vor allem aber Heilbronn stieß noch in einer anderen Runde auf großes Interesse und bescherte der einen als auch anderen Person zuweilen Lauscher so groß wie bei einem Osterhasen. Das stärkste Zuhörinteresse bestand gar nicht so sehr bei der Gerichtsposse oder Zierckes Rußlungenlüge, sondern bezog sich auf den Mordfall Heilbronn. Ergo wurde so gut es ging, der Ordner 34 aus dem Kopf hergebetet. Es geht nichts über ein persönliches Gespräch, in dem man sofort reagieren kann, wenn es Nachfragen gibt. Ist sogar noch besser als ein wohlfeiler und logisch aufgebauter Artikel.

Gut darum soll es jetzt aber gar nicht gehen. Ich erfinde jetzt mal ein Gespräch, das am Wochenende so stattgefunden haben könnte. Manchmal ist es auch wichtig, darüber zu sinnieren, was nicht in den Akten steht, ob es einen guten Grund gibt, daß etwas ausgeklammert ist. Da gibt es wesentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist es Schrott und für die Ermittlungen vollkommen wertlos, dann beschäftigt man sich auch nicht damit. Ein schönes Beispiel dafür ist die angenommene Täterschaft von Böhnhardt und Mundlos an dem Mord. Die taucht natürlich erst nach dem 4.11. in den Akten auf, dann sehr knapp und immer mit Negativ-Bescheid. Das heißt zu deutsch, sagt mal, ihr Niespriemeln, ihr wollt uns jetzt aber nicht verarschen, oder etwa doch? Die waren es nicht. Fertig.

Nach dem Gespräch dämmerte uns so langsam eine sehr schöne Idee an der Stirnwand entlang, wie die Chefaufklärer des NSU, greifen wir uns da mal solche hochkarätigen Politiker wie Binninger, Renner der König heraus, die alle für sich reklamieren, ganz viel über den NSU aufgeklärt zu haben. Da haben wir sogleich noch eine richtig gute Idee, wie sie ihr Aufklärungswerk mit einem Sahnehäubchen versehen können. Sie schwingen sich in ihren schicken Dienstwagen, machen sich zur SoKo "Parkplatz" ins LKA nach Stuttgart auf und sagen dem Restbestand der Ermittler ins Gesicht, daß sie kriminalpolizeiliche Luschen sind, so einen Nazi-Mordfall nicht aufklären zu können. Die Anmerkung, die zuweilen coole Fotos (Email-Zuschrift) macht, lichtet diesen Augenblick der Wahrheit ab und hat dann richtig gute Fotos, die sie an große deutsche Illustrierte und Aufklärungsmagazine vertickern kann, wie andere DVDs an diese Magazine verhökern. Frau König und Frau Renner beim Endsieg über die Luschen der Stuttgarter Kriminalpolizei.

Ich schweife ab, denn das war gar nicht das Thema. Frau König und Frau Renner als Luschen schon, das aber auch nur ein paar Sekunden, denn die sind die Aufmerksamkeit nicht wert, die um sie gemacht wird. Thema war der zweite Aspekt, der so nicht aus den Akten herausgelesen werden kann, weil er an keiner Stelle Erwähnung findet. Ergo habe ich mangels eigener Lebenserfahrung nachgefragt.

Sag mal, du alter Führungsoffizier. Wenn du die Heilbronn-Artikel aufmerksam gelesen hast, dann wird dir ja aufgefallen sein, daß ein Aspekt ausgespart ist, ein geheimdienstlicher Hintergrund. Nehmen wir mal das LKA, Dezernat interne Ermittlungen, die die kriminellen Typen innerhalb der Polizei ausfindig machen sollen. Wäre es denkbar, daß die mit geheimdienstlichen Methoden ermitteln, das heißt selber sowas wie informelle Mitarbeiter oder verdeckte Ermittler in den Polizeieinheit haben, um mafiösen Polizeistrukturen auf die Schliche zu kommen?

Aber selbstverständlich. Die wären ja blöd, wenn sie es nicht machen täten. Diese Dezernate sind die einzigen, wo sie den Deckel noch drauf halten können. Anders bekämen sie die Fälle auch nicht gelöst. Normale Polizeiarbeit kannste bei denen vergessen.

Schön, und wenn zum Beispiel, nur mal hypothetisch, der Einheitsführer und ein paar Eingeweihte zwar durchaus Kameradenschweine waren, aber eher nichts mit dem Mord dafür mit anderen kriminellen Delikten zu tun hatten... Das könnte ja dann bedeuten, daß da im LKA oder im Innenministerium selber ein richtig faules Ei dicke Beamtenlöhnung abfaßt, obwohl er ein Verräter ist und Kiesewetter und Arnold ans Messer geliefert hat. Angenommen beide oder einer von beiden war so ein verdeckter Ermittler, für wen auch immer. Die müssen ja dann verraten worden sein.

Richtig. Das können nur die, die auch wissen, in wessem Auftrag die tätig waren. Das ist bei der föderalen Struktur etwas schwierig, denn die haben alle ihre kleinen Geheimdienste. Letztlich ist es aber egal. Wenn sie interne Ermittler waren, die kriminelle Aktivitäten in Polizeikreisen aufdecken sollten, dann sind sie definitiv von ihren eigen Leuten verraten worden. Das geht nicht anders, da nur ganz wenige überhaupt über eine solche Operation Kenntnis haben. Ob nun das BKA, das LKA, das Innenministerium oder die Verfassungsschützer Blut an ihren Händen haben, das steht in den Sternen. Fakt ist, daß es nur einer von denen weiß und ziemlich fein raus ist. Nachweisen kann man ihm nichts.

Die können vergessen, daß sie irgendwelche Akten kriegen. Dann kann man die Geheimdienste gleich auflösen. Und die wenigen Akten, die sie kriegen, da steht nichts drin. Ist immer noch so. Mit Geheimdiensten kann man Verbrechen nur klären, wenn man das auch will. Sonst ist Ende Gelände.


Georg Lehle vom Friedensblick hat seine Geheimdiensthypothese ganz gut zusammengefaßt. Nur bei den unterschiedlichen Hizbollas holperte es anfangs etwas. Kann so gewesen sein, wie Lehle vermutet, kann aber auch das BKA mit einer verdeckten Operation gewesen sein, und die haben es verkackt. Oder im LKA Stuttgart, die bei der SoKo auf dem anderen Flur sitzen. Wissen wir nicht, da es die Akten nicht hergeben.

Für all jene, die den Hintergrund des obigen Gespräches nicht verstehen, sei der Anwalt von Martin Arnold zitiert.

Es wäre nach dem Heilbronner Polizistenüberfall sinnvoll gewesen,

“… das berufliche und das private Umfeld des Mordopfers Kiesewetter und auch meines Mandanten zu durchleuchten, zu durchforschen und warum das nicht gemacht wurde, das ist für mich nicht verständlich.”


Ich sag mal so. Man hat das schon gemacht, später. Viel zu spät. Als es längst zu spät war. Und als sie den Daumen auf der Wunde hatten, die von der SoKo "Parkplatz", als sie anfingen, auf den Furunkel zu drücken, tauchten plötzlich zwei Dienstwaffen in einem ausgebrannten Wohnmobil auf und die Ermittlungen wurden eingestellt.

Wie auch immer. Wenn eine andere Dienststelle an der Theresienwiese eine verdeckte Operation durchführte, ob mit oder ohne Wissen der Polizisten ist egal, und diese Operation ging gründlich schief, dann klebt Blut an deren Händen. Dann ist auch klar, wo die Verräter sitzen und wer mit seinen fetten Arsch auf den Fall sitzt, um ihn zu deckeln.

Fassen wir zusammen, daß Kiesewetter und Arnold durchaus von Beamten eines deutschen Geheimdienstes oder verdeckt ermittelnder Behörden ans Messer geliefert worden sein können, um höhere Staatsinteressen nicht zu gefährden, oder, da Verbrechen und Verbrecher immer sehr einfach gestrickt sind, um den eigenen Arsch zu retten.

[update 17.01.2015 09:25 Uhr]

Ich habe in der Wierdergabe des Gespräches eine letzte Aussage hinzugefügt, die für mich so selbstverständlich war, daß sie unter den Tisch fiel. Jetzt ist sie wieder drin.