4. Oktober 2014

Satellitenspionage reloaded

Offensichtlich haben die Volkshochschüler der Hamburger Spionage-Illustrierten unsere kleine Einführung in die Spionage nicht verstanden, obwohl wir Kompliziertheit und Komplexität außen vor gelassen hatten.

Wir hatten die Spionage zum Zwecke des Bilderwerbs an zwei Beispielen diskutiert, einmal an rattenscharfer Überwachungstechnik vom Verfassungsschutz, die für die Belichtung von Film oder Sensor genutzt werden kann.

In diesem Beispiel wurde deutlich, daß auch die Spitzelbehörde letztlich auf lebendes Material in den interessierenden Kreisen angewiesen ist, da selbst mit feinster Technik nur ein Standbild der Szenerie, aber nicht in die Köpfe hinein fotografiert werden kann, es sei denn, es handelt sich um die Totenschädel, aber anhand derer bekommt man auch nicht raus, was sie mal vor hatten.

Vorher hatten wir eine Propaganda-Ratte der ARD im Angebot, die nach einer Kuschelstunde mit Obama twitterte, die US Spionagesatelliten, russische sind dafür zu doof, also die Spitzelflieger der Amis können unsere Autonummern auf der Straße lesen, was voraussetzen würde, daß diese auch auf der Straße liegen, denn angeschraubt an jene Stellen, an der sie gesetzlich angebracht sein müssen, ist es physikalisch so ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit, eine solche Schild aus dem Weltraum heraus zu sichten.

Irgendwo dazwischen sind die Agenten des Friedens, die Merkel und Steinmeier in Form der Bundeswehr als OSZE-Beobachter in die deutschen Ostgebiete schicken möchten, obwohl diese Ostgebiete eher nicht der OSZE angehören. Aber egal, für unsere Ländereien muß man Opfer bringen. Wir nicht, Merkel schon. Und sei es eben das Opfer der Glaubwürdigkeit.

Das ist gar nicht unser Thema heute. Unser Thema ist, daß Satelliten durchaus auskunftsfreudiges Bildmaterial zur Erde funken, wenn man deren technische Möglichkeiten mit der Realität abgleicht. Das hatten wir gemacht und in Abrede gestellt, daß der Investigator Robert Parry sich der Wahrheit verpflichtet fühlte, da ihm sein Saufkumpan beim mittwöchlichen Kameradentreffen von streng geheimen Spionagebildern berichtete, auf denen die besoffenen Rotarmisten Raketen abschießen.

Blödsinn all das, hatten wir nachgewiesen, und am Ende ersehnt, Gott möge, so es ihn gibt, Hirn vom Himmel schmeißen. Hat er nicht gemacht. Entweder gibt es Gott gar nicht, oder er hatte gerade kein Hirn.

SPIEGEL-ONLINE 04. Oktober 2014, 10:01 Uhr
Blick aus dem Weltall

Warum Satelliten Wellen erkennen, aber keine Schiffe


Wir wollen mal so formulieren, das Gummiboot in der Badewanne, schwierige Kiste für Satelliten. Bei einer sehr großzügig bemessenen strukturellen Auflösung von 1 Meter sollte eine Schlauchboot bereits als ein oder zwei Bildpunkte digitaler Bauart erscheinen, ist dann aber nicht erkennbar. Logisch, denn wer will schon entscheiden, was ein Bildpunkt für ein Objekt ist.

Bei den Schiffsgrößen, um die es jedoch bei Satellitenspionage geht, können wir für das propagandistischen Dumm-Dumm-Geschoss der Illustrierten, hda*, Entwarnung geben. Die Schiffe werden von Satelliten locker erkannt und später proper digital oder auf Papier ausbelichtet. Da müssen die sich nicht mal für anstrengen, die Schiffe sind Beifang auf den Bildern.

[update 21:50 Uhr]

Mit den Schiffen, die man auf den Fotos der Illustrierten nicht erkennen kann, kann man auf dem Original Schiffe versenken spielen.

Habt ihr euch schon mal gefragt, wieso ihr mit bloßem Auge aus 11 Kilometer Höhe die Ozeandampfer übern Atlantik tuckern seht?

Dreimal dürft ihr raten, was ihr zu sehen bekommt, wenn ihr euch einen Spionagesatelliten vor die Augen knallt und auf das Sonnendeck des Kreuzfahrers ausrichtet, formatfüllende Edeltitten.

Für jede, die sich jetzt auf den Klickerweg zu den Seiten der Hamburger Illustrierten machen.

Falls zufällig jemand diesen Blome trifft, kann der dem mal verklickern, daß ein Teleobjektiv mit 800 mm Brennweite kein Spionagesatellit ist, egal welch Kamera hinten angeflanscht wurde?

Wer es bis hier geschafft hat, versteht jetzt auch die Liebe der deutschen Sicherheits-Terroristen für die Maut und warum die jetzt doch ganz schnell für PKW eingeführt werden muß. Die auf den Mautbrücken verbaute Foto- und Videotechnik kann Bilder der Nummernschilder in erlesener Qualität anfertigen.
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#38 Heute, 21:38 von torstenschäfer
Muss wohl doch Verar... sein

Entgegen der Vermutung mancher Leser handelt es sich beim Verfasser des SPON-Artikels nicht um einen Journalistenschüler, sondern um Holger Dambeck:

"Jahrgang '69, seit 2004 bei SPIEGEL ONLINE, Ressorts Wissenschaft und Netzwelt. Studium Physik und Romanistik in Leipzig und Metz, Assistent der Geschäftsführung, Werbetexter, zuletzt Volontär und Redakteur beim Computermagazin c't/heise online. Seit August 2014 stellvertretender Leiter im Ressort Wissenschaft."

Insofern liegt die Vermutung nahe, dass man mit diesem Artikel vor allem Klicks generieren wollte. So ein bisschen nach dem Überschriften-Köder a la "10 Gründe, diesen Artikel zu lesen. Beim achten habe ich geweint."

Mit anderen Worten: das Niveau dieser Web-Illustrierten wird schon sehr bewusst gesenkt. Das ist kein Fauxpas, das ist schon geplant.