17. September 2014

NSU: Was geschah im Wohnmobil?

So ein Matrjoschka-Verbrechen ist nicht einfach zu entschlüsseln, denn zuerst muß man ja mal drauf kommen, daß jemand ein Verbrechen in einem anderen versteckt. Sie wissen schon, unser Brandursachenermittler, der sich auf Laubenbrände spezialisiert hat und regelrecht riechen kann, wenn da jemand den Gestank eines anderen Verbrechens überdecken möchte.

Regelmäßig bekomme er dann von der Gerichtsmedizin Schreiben, in denen sinngemäß draufsteht, wenn er mit Sicherheit ausschließen könne, daß es sich um einen Unfall handelt, dann wird es wohl ein Tötungsverbrechen gewesen sein. Könnte es, so unser Brandursachenermittler, sich doch um einen Unfall gehandelt haben? Der futtert sein Schälchen Arsen. Ihm wird schlecht, er dreht sich in sich zusammen und rammt sich dabei das Küchenmesser in den Rücken. Beim Hinfallen löst sich dann ein Schuß und sorgt ausgerechnet in der Herzgegend für eine Bleivergiftung. Klingt nach einer Verkettung unglücklicher Umstände, ist nicht sicher auszuschließen, trotzdem sehr selten.

Ergo hat hier jemand nachgeholfen.

Wir suchen immer noch nach einer pfiffigen Idee für den großen Degeto-Zweiteiler, die dem zweiten Teil den nötigen Pfiff verleiht, um Fahrt aufzunehmen. Eine Schlüsselszene könnte jene sein, in der dargestellt wird, was genau im Wohnmobil passierte. Wir verzichten momentan auf ein Warum und die Frage, wie es zur Eskalation der Ereignisse kam, schmeißen der Einfachheit halber allerdings den Banküberfall vom Morgen selbigen Tages in der Stadt aus dem Plot. Für unseren Krimi wird der überhaupt nicht benötigt, der vernebelt nur die wirklichen Geschehnisse.

Für die, die neu hier sind, insofern nochmal eine Zusammenfassung, was bisher geschah. Die neue Chefin von Innere Schweinereien läßt die Ermittlungen im Mordfall an einer Polizistin forcieren, woraufhin wenige Monate später einige spektakuläre Ereignisse die Nachrichten bestimmen. Ein brennendes Wohnmobil mit zwei Leichen, eine explodiertes Haus, der Fund der Dienstpistole, erst eine, etwas später dann doch alle zwei. All das beschäftigt die Medien des Landes und führt im völligen Einvernehmen zwischen Politik von ganz weit links bis ganz weit rechts, Ermittlungsbehörden und Medien am Schluß zur Gründung des NSU, dem sogleich alle unaufgeklärten Mordfälle seit dem Autobahnbau zugeordnet werden.

Die Kommissarin interessiert dieser ganze Scheiß nicht, denn die klärt Morde auf. Als fiktive Person hat sie alle Freiheiten der Welt, die reale Personen nicht haben, insofern kann sie sehr freizügig mit Geschehnissen aus der Vergangenheit umgehen, denn historische Genauigkeit ist für einen Krimi-Zweiteiler nicht nötig, möglicherweise sogar hinderlich. Kühnen Schwungs haut sie die Banküberfälle raus, da diese aus ihrer Sicht zu ihrer Spurenlage keine Schnittmenge aufweisen. Wenn, dann höchst dünne Fäden, die schnell durchtrennt sind.

Schnell war der Kommissarin klar, die übrigens von der zu Hochform auflaufenden Veronica Ferres gespielt wird, das der ganze mediale Bohei nur veranstaltet wurde, um den Mord an der Polizistin zu vertuschen. Nun sagt die sich, dann nehmen wir die Dinge, wie sie sind und waren, statt so, wie sie die Medien gerne gehabt hätten.

Als sie eines Tages vor dem Magasin stand, das im Schaufenster mit Matrjoschkas zum Eintritt warb, kam ihr der entscheidende Gedanke. Was ist eigentlich, wenn ein Verbrechen durch ein Verbrechen durch ein Verbrechen vertuscht werden soll? Ein Verbrechen immer durch ein etwas größeres überdeckt, weil das darunter liegende zu viele und zu direkte Spuren hinterlassen hätte? Wie bei einer Matrjoschkla verschachtelt? Schicht für Schicht, die nun eine nach der anderen wieder abgetragen werden müssen?

Wenn jemand eine Atombombe irgendwo abwirft, dann ist jedem gesunden Menschenverstand klar, daß das nur ein Verbrecher mit hoher krimineller Energie sein kann, der das veranlasste. Deutlichere Spuren auf ein Verbrechen kann man nicht legen. Doch Vorsicht. Auch hier gibt es Fallen. Angeblich sollen die Tepco-Manager einen Tsunami ausgelöst haben, um die großen Schlampereien in ihren Kernkraftwerken zu vertuschen. Kann man so sehen. Muß man nicht so sehen.

Ergo, sagt sich die Kommissarin, wieso wurde mit dem Wohnmobil eigentlich eine solche Schweinerei hinterlassen? Klar, um den Doppelmorde zu verschleiern, vor allem aber den Mord an der Polizistin endgültig zu den Akten zu legen. Das ging schief, weil in der Fluchtpanik zwei Fehler gemacht wurden. In geschlossenen Räumen brennt es nicht so gut, denn der Sauerstoff ist schnell verbraucht, so daß ein Feuer an sich selbst erstickt. Und wenn dann die Feuerwehr auch noch zu früh alarmiert wird, so daß sie eine nahezu glänzende Löscharbeit abliefern kann, dann bleiben genügend Spuren übrig. Eigentlich hätte das Wohnmobil bis auf das Chassis runter brennen sollen. Hat nicht funktioniert.

Warum aber? Die Leichenteile hätte man doch auch bei vollständig ausgebranntem Fahrzeug gefunden. Richtig. Klatscht sich die Kommissarin an die Stirn. Nicht nur der Doppelmord sollte verschleiert werden, sondern vor allem, wie es passierte. In dem Moment fiel ihr nämlich wieder ein, in welchem Zustand die Leichen aufgefunden wurden.
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Wir haben's verkackt. Regelrecht verkackt. Dabei sollten wir nur mit den beiden Kerlen reden. Kontakt aufnehmen. Wir wollten nur wissen, ob sie eine Ahnung haben könnten, was da in ihrem Umfeld lief. Im Grunde waren sie doof, was die Geschichte betraf, auf der anderen Seite auch wieder nicht. Die hatten nicht umsonst eine sehr wachsames Auge auf ihr Umfeld.

Keine Ahnung, was da genau schief gelaufen ist. Wir kamen in friedlicher Absicht. Vielleicht war der Fehler, daß wir ihren Kumpel mitbrachten. Der sollte uns den Kontakt erleichtern.

Dann ging es alles ganz schnell. Der eine, der vorne stand, war wohl Choleriker. Nachdem wir unser Anliegen vorgebracht hatten, explodierte der förmlich, sprang auf, rief noch „Du Schwein“, hatte hastenichjesehn eine Kugel im Schädel und fiel um.

Der andere starrte uns mit großen Augen an und sackte kurz darauf ebenfalls in sich zusammen. Scheiße Leute, das Ding war vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Von jetzt auf sofort, wegen so einem beschissenen Choleriker und einem nervösen Zeigefinger in der Jackentasche.

Wenn du in so einer Situation bist, funktionierst du wie ein Schlafwandler. Du ziehst das Ding ohne Zuschaltung des Verstandes durch. Das bedeutete für uns, so schnell als möglich aus der Geschichte auszusteigen, die Flucht zu ergreifen, aber so, daß der Job wenigstens ungefähr erledigt war.

So konnten wir das Wohnmobil nicht stehen lassen. Jeder Dorfpolizist hätte sofort gesehen, was Sache war. Ergo haben wir die Pumpgun genommen und ihnen die Bleivergiftung aus den Schädeln geblasen. Sah richtig Scheiße aus, wie sie mit ihren Matschbirnen dalagen.

Deren Kumpel sollte das Ding dann an den Stadtrand fahren und gründlich abfackeln. Der war zu blöd dazu.

Jetzt versteht ihr auch, warum wir so schnell wie möglich in die andere Stadt mußten, denn über kurz oder lang wären die auf die alte Wohnung von denen gestoßen. Doch da waren wir inzwischen drin. Es war keine Zeit mehr, die Bude auszuräumen und alle Spuren mit Fit und Bürste zu beseitigen. Ergo haben wir die Hütte gesprengt, in der Hoffnung, daß so viele Spuren als möglich vernichtet werden.

Es ging also nie um die Schnecke mit den zwei Kerlen. Es ging darum den Nachweis unseres Daseins zu verschleiern. Mit einem Brand geht das immer noch am besten. Die haben alle einen Fehler gemacht. Die haben immer danach geschaut, welche Spuren sie gefunden haben unf wie die in ihre ausgedachten Geschichten reinpassen. Die haben sich nie gefragt, welche Spuren denn eigentlich vernichtet oder verwirbelt werden sollten.

Hat nicht funktioniert.

Wir können nur hoffen, daß die Kollegen ganze Arbeit geleistet haben und ihren Teil beitrugen, so viel als möglich Verwirrung zu stiften.

Irgendwann schlägt einem die Stunde.
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Wenn ihr jetzt denkt, das waren die Matrjoschkas, dann irrt ihr euch. Wir befinden uns mitten drin im Püppchenstapel. Denn über uns liegt die nächste Schicht, die fleißige Arbeit, Spuren an den Tatorten hinzuzufügen, zu verändern oder gar zu erfinden.

Danach kommt jene Schicht, wie es diese aktenkundig geworden Spuren noch einmal einer Wandlung und sehr freizügigen Interpretation unterzog, weil sie zu offensichtlich nicht in das erste Bild paßten.

Dann wäre da noch die größte Puppe, die, daß ein deutscher Geheimdienst über ein Jahrzehnt lang, drei Terroristen mit faschistischer Denke am Nasenring durch Deutschland führte und mal hier und mal da sagte, die sollen mal den Döner ermorden, der da gerade rumsteht, hier ist die Pistole, die wollen wir aber wieder zurück, weil, die brauchen wir später anderweitig.

Darüber können krimiaffine Leser ja mal nachdenken. Wieso kommen wir in unserer kleinen Mordsgeschichte bisher gänzlich ohne Geheimdienst aus? Einfache Antwort. Weil der für ein einfaches, klar strukturiertes Verbrechen überhaupt nicht nötig ist. Wir haben die gesammelten Verbrechenswerke frei nach dem Motto reduce to the max auf drei reduzieren können, den Mord an einer Polizistin und Mordversuch an einem Polizisten, den Doppelmord an zwei jungen Männern und der Sprengung einer Wohnhaushälfte. Alle anderen bekannten und bisher scheinbar unaufgeklärten Delikte haben wir mangels Plottauglichkeit über Bord geworfen. Die verwässern nur den Blick auf das, was wirklich geschah.

[update]

Wir sehen gerade, daß sich abseits unserer Feuilleton-Redaktion auch Kriminalschriftsteller des Themas angenommen haben und mit Hollywood-Ideen spielen. Die gehen dann so.

neckarsulm Sept 17, 2014 0:12:49 GMT 1

Statt Injektion würde ich auf Aerosol tippen - ist up to date und im Schlaf lautlos machbar(dann halt noch die Ü-Aufnahmen und Datenträger mitnehmen und alles ist gut).

Einfacher wäre aber Blendgranate; - oder vergleichbar(für den Fall dass sie vormittags noch lebten)
- Die Jungs kommen zurück ins WoMo vom Radeln --> Waffen nicht zur Hand ---> Blitz --> Peng, Peng(kleines Kaliber oder Bolzenschußgerät(ohne Projektil) und dann Showtime...

Bei einem riesen Loch im Schädel, bei all dem verletzten Gewebe, schwer zu belegen.


Möglich, aber das erklärt nicht die Entstehung der Ausschußlöcher auf Höhe Fahrer- und Schlafkabine im Fahrzeugdach.

Wir wollen nicht mäkeln. Wir denken uns ja auch nur einen Drehbuchplot bar jeder Realität aus.