5. Juli 2014

Neymar: War es ein Auftragsfoul?

Wir haben ja vom Spiegel gelernt, daß das richtige Leben in Wirklichkeit nur ein Abklatsch des USA-Fernsehens ist. Was die nicht auf dem Schirm haben, findet auch nicht statt.



SPIEGEL-ONLINE 05. Juli 2014, 07:35 Uhr
Verletzter Superstar

Fifa untersucht Foul an Neymar

Aus Rio de Janeiro berichtet Jule Lutteroth


Wir wagen ja gar nicht, unsere Verschwörungstheorie für die schöne Jule in Worte zu fassen, seit wir wissen, daß auch der BND von der NSA ausspioniert wird und wir somit auch innerdeutsch ein potentieller Feind des akribisch recherchierten Journalismus sind, der da nichts böses ahnt, wenn Brasilien auf die Deutschen trifft und der Neymar mit Hüftschale von der Bank aus zuschauen muß.

Schade, daß die Zeit zu knapp ist, bis Sonntag Abend einen schicken Tatort zum Thema zu verfertigen, der sich des Auftragsfouls an einem wahrlich großen Sportsmann annimmt, wie die Drehbuchschreiber sonntäglicher Langeweile den Auftragsmorden in deutschen Kleinstädten. So müssen wir dem Langweiler Brasilien - BRD, dem Quoten-Hit der Wettbüros, den Vorzug geben.

Die letzten Aussagen, die wir von den Drehbuchautoren der FIFA vernahmen, gehen in die Richtung, daß der Spielplan abgeändert wird. Besser als Brasilien gegen die BRD kann es nicht mehr kommen. Dieses Spiel wird zum Finale der WM erklärt, wenigstens zum Finale der Herzen, egal wer gewinnt, ob mit oder ohne Auftragsfoul. Alle anderen Spiele sind eh nur noch Beiwerk. Wenn man so will, ist das Turnier schon am Dienstag zu Ende, egal, was danach kommt.

Insofern stinkt es wirklich nach einem großen gewaltigen Auftragsfoul.

Die große Volksbefragung und anschließende -abstimmung darüber, welcher Arbeitsplatz Herrn Lahm auf'm Platz zuzuteilen ist, wurde mit einem eindeutigen Votum beendet und war von Erfolg gekrönt. Nun hätte die Diskussion darüber angestanden, wer den für das deutsche Vaterland so wichtigen Auftrag erhält, Neymars Spielinstinkt zu killen, ihn für wenigstens 90 Minuten auszuschalten, würde es zu der brisanten Begegnung kommen. Wer ihn ausschaltete, das ist geklärt.

Doch wer war's, der den Auftrag gab? Die argentinische Wettmafia, damit Messi der Messias im Endspiel ist? Ein Mittelsmann des DFB, damit der Deutschlandelfer das Endspiel vermasseln kann? Oder gar ein Sozialdemokrat? Einer muß ja die Drecksarbeit (Poroschenko) machen, also der Bluthund (Noske) sein.

[update 13:20 Uhr]

Wer die nach Ansicht der BILD-Redaktion des Spiegel besten WM-Bilder des Tages durchklickt, bekommt vom vielen Klickern Blasen an den Fingern, eher er dem für Deutschland besten Foto angesichtig wird, dem kampfunfähigen Neymar. Soviel zu journalistischer Sorgfalt und dem Stellenwert fotografischer attention whores.