15. Februar 2014

Kinderpornografie: konspiratives Vorgehen

Staatsanwalt Fröhlich hat den deutschen Medien verkniffenen Gesichts erklärt, was er unter konspirativem Vorgehen versteht:

ein Mensch geht konspirativ vor

Fröhlich nannte mehrere Gründe:

So könne der Käufer bei der Bestellung der Ware nicht sicher sein

konspiratives Verhalten:
- er legte extra Konten an, über die er per Kreditkarte die Bestellungen bezahlte.
- mehrere unterschiedliche E-Mailadressen
- Bestellungen postalisch bei ihm eingegangen
- Downloads über Bundestagsrechner – allerdings nicht seinen eigenen: Die IP-Adressen führen ins IT-Referat. Somit war der Benutzer des Rechners nicht klar zu bestimmen.

Die langjährige Erfahrung zeige, dass in solchen Fällen häufig auch strafrechtlich relevantes Material zu finden sei, so Fröhlich.


Die ersten drei Punkte konspirativen Verhaltens treffen auf jeden Deutschen zu, der bei Amazon und Konsorten ordert. Kreditkarten sind hoch konspirative Zahlungsmittel, weil Terroristen für gewöhnlich ihren Sprengstoff damit löhnen.

Wer als Deutscher seine elektrische Post nicht bei Deppen-Mail lagert, ist per se verdächtig. Wer mehr als 1 Email-Konto hat, er ist ein Super-Terrorist.

Wer sich etwas an eine postalische Adresse zuschicken läßt, wohnt in Wirklichkeit ganz woanders.

Zum Punkt Nummer vier des streng konspirativ arbeitenden Bundestages sollte sich der Staatsanwalt von den dafür zuständigen Mitarbeitern aufklären lassen. Die können ihm erklären, daß er formidablen Unsinn über IP-Adressen in einem privaten, per Firewall abgesicherten Netzwerk mit VPN-Topologie verbreitet hat. Man könnte das sehr wohl zurodnen, so man Vorratsdaten­speicherung macht. Im Bundestag. Bei Abgeordneten.

Zu deutsch, wer bei amazon kauft, mit seiner Kreditkarte bezahlt und sich das Paket an seine postalische Adresse schicken läßt, der handelt höchst konspi­rativ. Es sei denn, der Nachbar nimmt das Paket entgegen, weil man gerade nicht zu Hause ist. Das wäre legal.

Jörg Fröhlich hatte sich erschüttert darüber gezeigt, dass Teile der Ermittlungsakte trotz Geheimhaltung öffentlich bekannt wurden. (Spiegel)

Und weil dieser Staatsanwalt so weint, daß ganze Ermittlungsakten aus seinem Hause in den Medien korrekt zitiert worden sind, dann ist das ausnahmsweise mal ein Lob für diese Medien. Das Problem, das er denen auch noch in die Schuhe schieben will, das befindet sich allerdings bei den ermittelnden Behör­den, denn dort sitzen die Hüter der Akten.

Oh Gott, laß Hirn auf diesen Staatsanwalt regnen. Ganz viel Hirn.

[update 09:10 Uhr]

SPIEGEL-ONLINE 15. Februar 2014, 08:56 Uhr
Staatsanwaltschaft Hannover

Bundestag widerspricht Chefermittler im Fall Edathy

Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE teilte Hebeker am Freitag mit: "Es hat im Deutschen Bundestag im Fall Edathy bislang keine gesonderte Sicherung von IT-Daten gegeben". Und: "Das Abgeordnetenbüro von Herrn Edathy ist nicht versiegelt worden."


Damit hat sich auch Punkt 4 der abenteuerlichen Konspirationstheologie des Herrn Staatsanwaltes höchst amtlich, wie von uns gewünscht, in Luft aufgelöst.

Wie schrieben wir gestern noch? Die Staatsanwaltschaft ist nicht die Lösung, sondern ein Teil des Problems um Strafvereitelung im Amt, denn sie spielt dieses Spiel spätestens seit Ende November 2013 mit, als der Anwalt von Edathy in deren Büro aufschlug.

Dann muß sich Staatsanwalt Fröhlich die ihm vorliegenden Daten höchst konspirativ besorgt haben. Wahrscheinlich nach der von ihm aufgestellten Methodik.