19. Februar 2014

Bildersprachregelung einmal ganz anders

Die Zeitschrift c't Digitale Fotografie hatte mit den letzten beiden Heften ja arg nachgelassen und war für den Preis längst nicht mehr so ergiebig, wie in den Jahren zuvor. Das letzte Heft konnte sogar komplett entsorgt werden, da sich der Inhalt nahe an der Nulllinie entlang hangelte.

Nun wollen wir wissen, was die Propaganda-Texter des Heise-Verlages für formidablen Unfug texten können, um uns für den Kauf des nächste Woche erscheinenden Heftes anzufixen. Was stimmt hier nicht?

Ein guter Fotograf setzt nicht nur das um, was das Auge sieht, er ist auch in der Lage, Gefühle in Bildsprache auszudrücken. Nur so kann ein Be­trach­ter des Fotos die Szene später auch emotional nachempfinden. Dafür notwendig sind nicht nur Timing und das Wissen um Bildgestaltung. Auch auf die richtige innere Haltung kommt es an. Unsere Schule des Sehens zeigt, wie man sie bekommt.

So ziemlich alles daran ist Produkt kreativen Werbesprechs. Korrekt hätte der lauten müssen.

Ein guter Fotograf setzt das um, was im Augenblick des Fotografierens mög­lich ist. Mit den Fotos können bei den Betrachtern möglicherweise Emotionen ausgelöst werden. Dafür notwendig sind nicht nur Timing und das Wissen um Bildgestaltung. Eine innere Haltung ist dazu nicht zwingenderweise not­wen­dig, stramme Körperhaltung schon, sofern kein Stativ mit Fern­auslöser be­nutzt wird. Unsere Schule des Sehens zeigt, wie man sie bekommt, den Fern­auslöser oder die stramme Körperhaltung.

Zu deutsch. Nein, man kann keine Gefühle in Bildsprache ausdrücken. Man kann Szenen auch nicht emotional nachempfinden. Dann sollte uns die Propagandaabteilung von Heise dies an einem der berühmtesten emotionalen Bilder der Menschheitsgeschichte erklären können.

Empfinden sie nach, wie es ist, erschossen zu werden. Wenn das nicht geht, empfinden sie nach, jemanden zu erschießen. Bullshit.

Und die innere Haltung des Fotografen ist in etwa das, was die Gemeinheit Hajo Friedrichs in der Sache ist, ein religiöses Bekenntnis. Wenn es jemand zum Fotografieren braucht, ist gut, wer ohne auskommt, macht auch gute Fotos.

Außerdem wird im Heft noch Vollformat auf Kleinbildniveau gegen APS-C verglichen. Am erbittert geführten Streit der Ideologien, ob es nun Vollformat oder Kleinbild heißen muß, beteiligen wir uns überhaupt nicht, solange solche Schrottbilder als Weltpressefotos des Jahres bepreist werden. Schreibt man beim Siegerfoto drunter, daß die nur in Afrika zu sehende teilweise Sonnen­finsternis mit Mobiltelefonen abgelichtet wurde, dann würde die Bildbetextung genauso stimmig sein. Das Siegerfoto hätte man auch preiswerter haben können. In Lampedusa die Afrikaner fotografieren, die an der Bootswand hängend, mit ihrem Handy Kontakt zu den Daheimgebliebenen aufnehmen wollen.

Bezüglich solcher Bilder, die eines Romans als Erklärung bedürfen, sind wir eins mit Andreas Herzau. Die Welt­pressefotos sind Pixelmüll.

Wir wären fast geneigt, im Kommentarstrang bei Heise die Frage zu hin­ter­lassen wann denn nun die preiswürdigen Fotos kommen? Bis zur Nummer 18 war da nix, den Zwergschimpansen mal ausgenommen. Außerdem ist das kinderpornografische Grenzwertfoto aus aktuellem Anlaß gar nicht mehr zu bepreisen, da mit solchen Fotos kein Geld verdient werden darf.

Wer ab sofort mit einem großen Sensor arbeitet, muss sich auch beim Fotografieren umstellen und seine Bilder sorgfältiger gestalten.

Das kann der geneigte Leser bereits jetzt prüfen, denn mit Ausnahme der Fotos, die am 12. Januar an der Gedenkstätte der Sozialisten mit einer Canon 550D und 17-85 EF-S angefertigt wurden, sind alle anderen seit Mitte September hier im Blog veröffentlichten Fotografien auf Kleinbild-Vollformat-Sensor abgelichtet und für die Größenanforderungen des Blogs runtergerechnet worden.

Wenigstens dieses Rätsel der Umstellung beim Fotografieren können wir lösen. Es gibt keines, man braucht einen Blick für das Motiv. Die einzige, nicht immer glückliche, Umstellung ist der Rückbesinnung auf den Kindheitsspruch Sonne lacht, Blende 8.

Also, fast alle seit September im Blog aufgeschlagenen Fotos sind Blende 8, bei ISO-Werten zwischen 100 und 3200 und passender Belichtungszeit, einige wenige auch Blende 10.

Zu deutsch, Kleinbild-Vollformat ist wieder wie früher, nur besser.