29. Dezember 2013

Journalisten: bei jeder Sache gemein sein

Es schwappten wohl ein paar Erklärstücke im Netz hin und her.

Wie ein fetter Kloß im Magen, der noch den Weg aller irdischen Nahrung sucht, so schwappte wieder mal der Satz seiner Heiligkeit Friedrich durch das Netz, man möge als Journa­list gefälligst bei jeder Sache gemein sein, und wenn es nur das kleine Stückerl Sachertorte ist, das man gemeinerweise alleine vertilgt.

Meint Hal Faber.

Via Kommentierer bgks stießen wir bei der Prüfung seines Beitrages auf eine ziemliche Gemeinheit, die uns selber entgangen war, da wir längst nicht jeden Stuß lesen, den der Spiegel und artverwandte species verbreiten, da dies der­maßen viel ist, daß der Tag 48 Stunden haben müßte, um alle journa­listischen Gemeinheiten abzuarbeiten.

SPIEGEL ONLINE 28. Dezember 2013, 17:14 Uhr
Debatte um Glenn Greenwald

Warum ein Journalist eine Haltung haben darf

Von Ole Reißmann

Glenn Greenwald hat am Freitagabend in einer Rede auf dem Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs in Hamburg...


Soweit, so schlechtes Deutsch. War Glenn Greenwald in Hamburg und hat da geredet, war der Kongreß in Hamburg und Greenwald war da...?

Nun, soweit bekannt und richtig, hat Greenwald geredet. Vor einer Webcam. Die Gemeinheit des Spiegel besteht nun darin, diesen Sachverhalt in eine poetische Form zu gießen, da die Leser des Spiegel ganze Sätze gewöhnt sind. Der Satz geht dann so. (Verlinkung wie im Original)

Bei seinem Auftritt vor Tausenden Hackern habe der Enthüllungsjournalist "eine Grenze überschritten", meint "Zeit Online"...

Nun, bisher ist unbekannt, wieviel Hacker auf dem Kongreß anwesen sind, denn die Ergebnisse der Hackervolkzählung liegen noch gar nicht vor, davon abgesehen, daß er überhaupt nicht aufgetreten ist, auch nicht vor Tausenden.

Auch die Zeit will Greenwald in Hamburg gesichtet haben, denn laut Biermann und Kollegen sprach Greenwald beim CCC.

Im Prinzip braucht ihr nicht zu Kai Biermann und Patrick Beuth umschalten, denn die wiederum sind wenigstens genauso gemein wie der Spiegel, schreiben ihr Pflichtprogramm auf, damit es Zeilenhonorar generiert. So läßt sich deren Inhalt zusammenfassen. Wie gemein.

Die Gemeinheiten der deutschen Medien haben auch was Gutes, denn wir haben hinzugelernt, Wissen aufgehäufelt, das uns später mal von Nutzen sein könnte.

Glenn Greenwald ist Enthüllungsjournalist (Spiegel), wobei offen bleiben muß ob er sich oder etwas enthüllt hat, Freiheitskämpfer (Zeit), gemein (Zeit), kein Hacker (Zeit), ein Mann mit Feindbild (Zeit), Snowden-Vertrauter (TAZ und stern), privacy activist (wired), constitutional lawyer (cato-unbound), Freelance journalist (Deutsche Welle) und the dirt-digger of the year 2013 (GQ).

Journalisten müssen bei jeder Sache gemein sein. q.e.d.