3. November 2013

wie uns Journalisten behandeln

Nichts beschreibt den Umgang von Journalisten mit uns Lesern ihrer Produkte besser als die offenen Worte, die Canan Topku für sein eigenes Tun findet.

Pöttker geht von einem "mündigen Publikum" aus, an das sich Journalisten zu richten hätten. Ich nicht.

Daß derlei journalistische Arbeitsauffassung im sozialdemokratischen Hausblatt veröffentlicht wird, verwundert nicht, denn die Sozen wollen alles mögliche, nur keine mündigen Bürger.

Ein Kommentar, der so auch von der hiesigen Blogredaktion hätte verfaßt worden sein können.

30. [...]
Entfernt, da unsachlich. Die Redaktion/au


Für wie blöd uns die Medien gerne verkaufen (möchten), schrieb freund­li­cher­weise die Welt auf. In gleich drei Artikeln die auf der Startseite verlinkt sind, geht es um Edward Snowden und die Hirnentleerungen von Journalisten, die nichts weiter als dünn geschissene Wortgesprengsel sind.

Den Anfang machen Dirk Banse und Günther Lachmann, die bar jeder Kennt­nis von den Umständen, da nicht Zeuge, ein Grimmsches Märchen aufschrei­ben mußten, in dem die ersten drei Worte lauten:

Deutsche Sicherheitsexperten glauben...

Autsch. Sie schaffen es im weiteren Verlauf jedoch, das eingangs gewählte Niveau bei weitem zu unterschreiten. Alle Achtung für dermaßen viel Doofheit. Am schönsten ist aber noch die fotografische Analyse des noblen Tischgelages:

In hochrangigen deutschen Sicherheitskreisen heißt es nun, das Treffen habe ganz offensichtlich in einem "typischen Raum des russischen Geheim­dienstes FSB" stattgefunden. "Das war zweifellos ein vom Geheim­dienst präparierter Raum", sagte ein Geheimdienstmitarbeiter der "Welt".

Wenn das so ist, wie der Lachmann, Name birgt für Qualität, aufgeschrieben hat, dann kann Putin ruhig schlafen gehen. Die deutschen Schlapphüte bringen's nicht.

Julia Smirnova darf sich direkt in Moskau etwas aus den Fingern saugen und nach Hamburg kabeln. Überprüfen kann es eh keiner, denn, wie sie in ihrem einzig richtigen Satz zum geheimen Leben des Edward Snowden schreibt:

Edward Snowden ist seit seiner Ankunft in Moskau ein Phantom in der russischen Hauptstadt.

Den Vogel schoß jedoch Richard Herzinger ab. Von dessen Artikel verstehe ich nur soviel, daß der bereits vor 40 Jahren copyright bei Gerhard Löwenthal war, letztlich also aus der historischen Mottenkiste geklaut ist. Herzinger beherzigt, daß er keine mündigen Leser haben möchte, sondern doofe Abnicker.

Manchmal beneide ich ja Menschen, die nichts in der Birne haben, da sie somit keinerlei Last auf ihren Schultern durchs Leben schleppen müssen. So müssen wir uns an das Credo des deutschen Investigators schlechthin halten, an das, was Herr Leyendecker für seine Kollegen ins Buch der Leviten geschrieben hat:

sueddeutche.de 3. November 2013 18:25
Auswertung der Snowden-Dokumente

Agenten müssen draußen bleiben

... es sind nicht Agenten, die entscheiden, wann und wie die Dokumente ans Licht kommen - sondern Journalisten in einem harten Wettbewerb.


Journalisten in einem harten Wettbewerb. Soso, Herr Leyendecker. Weil wir heute schon die gläubigen Geheimdienstler drauf hatten, wer das mit den hart wettbewerbenden Journalisten glaubt, der wird selig gesprochen.