5. September 2013

Roger Waters ohne Botschafter angereist

Roger Waters in bewegten Bildern:

wir brauchen eure Bildung nicht
angenehm betäubt
höllischer Wellenritt auf dem Soundboard
wenn Mauern fallen, neigt sich der Tag dem Ende



Nun der statische Teil des Ereignisses. Eines sei vorweg mitgeteilt, da Frédéric Schwilden seine Auffassung zum Konzert gleich an zwei konservative Blätter vertickern durfte. Während er in der Berliner Morgenpost titeln läßt

Roger Waters begeistert mit "The Wall" im Olympiastadion

müssen in der Zeitung "Die Welt" Kommunisten aufs mediale Schaffott, denn dort heißt die inhaltlich gleiche Meinung nun

Die Hämmer der Kommunisten marschieren.

Da haben wir auch schon eines der Grundprobleme einer Konzertrezension, abgesehen davon, daß die Fassung der MoPo stimmig ist. Soweit dem Besu­cher in Erinnerung blieb, gab es spontanen und lang anhaltenden Beifall, als das Logo der Firma Shell und Mercedes-Sterne den Erdball zerbombten, die marodierenden Hämmer der Kommunisten haben niemanden im weiten Halboval interessiert. Davidsterne auch nicht.

Aber so ist es eben, wenn eine Konzertveranstaltung eine halbe Stunde später als angekündigt beginnt. Da sinniert man schon über den Artikel des nächsten Tages nach, indem man ein Fazit vorweg nimmt, das so nie eintreffen wird, da Roger Waters ohne Botschafter angereist ist und somit keiner Botschaft bedurfte. Roger Waters war als Roger Waters da und präsentierte sein Lebenswerk, seine Idee, seine Musik, seine Vision. Roger Waters präsentierte und reprä­sen­tierte Roger Waters.

Es geht wieder von vorne los, ist die Botschaft. Das Leben ist ein Teufelskreis.

Nein, wenn es überhaupt eine Botschaft gab, dann hat er sie während des Konzertes mündlich kund getan. Er war gestern an der Eastside-Gallery, sagte er, also eigentlich schon vorgestern, und wenn man über diesem Ort eines sagen kann, dann das, daß wir dort keine neuen Blocks brauchen, we don't need new blocks there, sondern wird brauchen dort dieses Mahnmal.

Ansonsten demonstrierte Waters eindrucksvoll, daß man mit gigantisch großem Aufwand viele Altrevolutionäre mit ehrlich angefressener und angetrunkener Wampe für zweieinhalb Stunden davon abhalten kann, zur nächsten Revolution zu gehen. Das macht man, indem das Berliner Olympia­stadion mit sattem Sound beschallt wird, der auch dann noch für alle gereicht hätte, wenn 20.000 mehr dagewesen wären.

Roger Waters hat sich selber abgefeiert und eine richtig fette Nummer abgeliefert. Mehr ist nicht passiert.