20. August 2013

Dopingparanoia

Man fragt sich schon, ob man der letzte Radler ist, der sich Doping reinpfeift, um den Strapazen paranaoider Radelei zu entgehen.

SPIEGEL-ONLINE 20. August 2013, 15:27 Uhr
Radsport

Alle Dopingproben der 100. Tour de France negativ


Als erfahrener Doper sag ich mal so, auf der Grundlage der gewählten Prüf­verfahren konnten bei der traditionellen Apothekentour durch Frankreich keine Tinkturen nachgewiesen werden, die zwecks Leistungssteigerung verpönt sind.

Wobei, Doping hilft ja nicht wirklich, wenn man es genau betrachtet. Rein mal angenommen, man radelt so gemütlich vor sich hin, hat sich für eine längere Tour auch ordentlich präpariert, man will ja für Höchstleistungen gewappnet sein.

Auf einmal wird man von einem nervigen Geräusch gestört, das nicht in die Natur gehört. Hinter einem rumpelt und scheppert es gewaltig. Ein attraktives Weib zerrt einen Anhänger hinter ihrem knackigne Hintern her, in dem wahr­scheinlich Gabeln, Löffel und verrostete Schrauben liegen, die das pol­ternde Geräusch verursachen und so die eigenen Trittfrequenz gehörig durcheinander bringen.

Nun, das ist ein leichtes Spiel, sagt man sich, man hat sich ja das Doping ge­gönnt, denn das nächste Olympia kommt unaufhaltsam auf uns zu, und man will ja mithalten können. Ergo wird in die Pedale getreten, was das Dope her­gibt. Doch nichts passiert. Das Geschepper aktiviert die Tinitusneuronen, die Wadenmuskeln, doch es bleibt Geschepper. Man kann förmlich das Keuchen der jungen Frau im Nacken wahrnehmen.

Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem sie aufgegeben hat und nach rechts abbog.

Wenn es etwas gibt, was einen noch paranoider werden läst als ein am Hori­zont entschwindener Knackarsch, dann ist es das atonale Geschepper im Rücken, ohne die Chance, der Geräuschkulisse mit einer ordentlichen Gabe Doping zu entfleuchen.