11. August 2013

Die Ärzte schrien nach Liebe

Sie bekamen sie.

Für jene, die keine Zeit haben, sei das Fazit vom voran gestellt. Das Konzert der Ärzte auf dem Tempelhofer Feld war eine Klasse besser als das der Toten Hosen vom Vortag.

Es hatte geregnet, was mir in den Kram paßte. So konnte ich den Anmarsch zum Ärztival um anderthalb Stunden nach hinten rausschieben, um mir die Vorbands zu ersparen. Bei den Toten Hosen waren die das Füllmaterial, um die Anlage zu testen, Strom nachzukaufen usw.

Ich schwebte jedoch in etwa zu jenem Zeitpunkt auf dem Tempelhofer Rollfeld ein, als NOFX den Ärzten einheizen sollten. Das taten sie dann auch eine dreiviertel Stunde lang.

I wanna see the constitution burn.

Welche deutsche Band würde sich in den USA auf die Bühne stellen und einen solchen Kracher auf die Bretter hauen? Ich möchte das Grundgesetz brennen sehen.

NOFX trauen sich das und spielen ansonsten locker, laut und schnell. Das war der erste signifikante Unterschied zum Abend vorher. Der zweite war ebenfalls deutlich hörbar, also unüberhörbar. Der Klang war besser, auch eine ganze Klasse. Ich selber befand mich ungefähr auf gleicher Höhe wie gestern.

Und dann ein Einstieg, der sich gewaschen hat. Auch die Ärzte haben einen riesigen Vorrat an deutschen Volksliedern aufgehäufelt, bei dem es schwerfällt, Liedgut für zweieinhalb Stunden Sanges- und Deklamierkunst auszuwählen. Doch die Ärzte wissen, wie es geht.



Das Schwatzen hat man sich inzwischen auch abgewöhnt. Die drei Männer sind älter geworden, wollen mit ihren Liedern sprechen, was sie auch ausgiebig taten. Doch wenn Farin Urlaub an der 50 herumdoktort, dann muß da was kommen, was früher einmal war. Mit 49 hatte man noch Träume.



Hier dann die Nationalhymne der Ärzte, eine ihrer Hymnen, sie haben ja mehrere, die Bela B. mit Bezug auf die Toten Hosen ankündigte. Wie ihr seit gestern wißt, spielen wir heute diese Lied. Hört also der Ärzte Schrei nach Liebe. Und hört, hört, was euch Farin Urlaub im Anschluß daran mitzuteilen hat. Hier also das Lied mit dem Arschloch.



Nazis raus. Nazis raus.

Farin Urlaub: Ich sage mal, hier auf dem Flughafen braucht ihr nicht "Nazis raus" zu rufen, dann geht doch lieber nach Leipzig zum Völker­schlacht­denkmal, wenn die Arschlöcher da wieder ihre scheiß Demonstrationen abhalten und schreit da. Da bringt's was.

Bela B.: Oder Alt-Hellersdorf, neuerdings.


Ja, auch wenn die Ärzte Brüder im Geiste der Toten Hosen sind, so sind sie in der Beurteilung der Nazilüge, äh -lage, um einiges schlauer als der Dussel­dor­fer Wahlberliner Campino. Äh, Düsseldorfer mit ü.

Davon abgesehen, hat Bela B. höchst wohlwollend über das Spiel der Toten Hosen berichtet und mehrfach auf deren Konzert Bezug genommen. Der Autor dieser Zeilen teilt das Lob des musizierenden Fachkollegen uneingeschränkt, die Hosen waren schon schweinegut.

Am schweinegutsten war der Junge, eine Krachmelodei für ganz viel Strom. Das gibt es leider nur auf dem USB-Stick oder irgendwann von anderen bei youtube.

Hier gibt es noch einen kleinen Gruß, der den Westerlandfans des Blogs ge­wid­met ist, eine andere Nationalhymne der Ärzte, das Lied, in dem ein eisgekühlter Bommerlunder vorkommt, gesungen von den Ärzten.