24. März 2013

Fitness mit dem Fahrrad - geht nicht

Jeder Fahrrad-Typ hat seinen eigenen Fitness-Effekt

Es ist vollkommen falsch, was uns die Zeitung "Die Welt" hinter ihrer Löhn­mauer* vertickern möchte.

Radeln bringt für die Fitness nichts. Nicht viel jedenfalls. Etwas Wadenmuskel, ein bißchen Oberschenkel, Herzmuskeltraining, das ist eigentlich schon alles. Fahrrad fahren kann jeder, sogar stundenlang, wenn der Arsch, also Sitz­muskel, nicht irgendwann streiken würde.

Es gibt kein einziges Fahrrad mit überhaupt einem Fitnesseffekt.

Die gröbsten Fehler im Artikel von Leonie Schwarzer seien hiermit zur Anzeige gebracht.

"Radfahren kann sozusagen alles", stellt Cibulski fest. Es regt das Herz-Kreislauf-System an und verringert so das Herzinfarkt- und Bluthoch­druckrisiko. Zudem stärkt Radeln die Atemmuskulatur und verbessert den Zucker- und Cholesterinstoffwechsel.

Auch aus orthopädischer Sicht ist Radfahren sehr gesund und schont im Gegensatz zum Joggen die Gelenke...


Radfahren kann mitnichten alles.

Aus orthopädischer Sicht ist Radfahren sogar schädlich, da so ziemlich alle Räder eine höchst unergonomische Körperhaltung erzwingen bzw. beim Radeln über Stock, Stein und durch Schlaglöcher Mikrostauchungen des Skeletts provoziert werden. Die am weitesten verbreitete Sitzhaltung beim Radeln erkauft sich der Mensch mit einer Überstreckung der Halswirbelsäule.

Und da ich sozusagen frisch von der Spezialistin komme, die mich in den nächten Wochen atemmuskulär auf Vordermann bringen wird, sei ein Irrtum gänzlich ausgeräumt. Fahrrad fahren bringt für die Atemmuskulatur einen Effekt, der nahe bei Null anzusiedeln ist. Eigentlich keinen bis gar keinen. Von Stärkung kann keine Rede sein.

Das sind ähnliche Fehler, die auch BILD dieser Tage publiziert hat, als das Volksratgeberblatt die Frage aufwarf: Wie erkenne ich einen guten Physio­therapeuten?

Auch hier sind mehrere grobe Schnitzer enthalten.

Auch bei ... einem Bandscheibenvorfall verschafft Physiotherapie Linderung.

Nein, verschafft sie nicht, denn Bandscheibenvorfälle schmerzen nicht oder nur selten. Linderung verschafft die Entspannung der verkrampften kleinen bis großen Muskulatur rings um jene Region, die bandscheibenbevorfallt ist. Wir haben es fast immer mit muskulären Problemen zu tun.

Asthma, COPD
Spezielle Lagerungstechniken bewirken, dass der Patient leichter durchatmen kann... Durch Atem- und Entspannungsübungen lernen Patienten, mit akuten Anfällen umzugehen und Sekret besser abzutransportieren.


Auch das ist irreführend bis falsch. Es geht darum, einen körperlichen Zustand herbeizuführen, bei dem man im gewöhnlichen Alltag besser atmen kann. Eine spezielle Lagerung ist da die letzte Maßnahme, kurz vor dem Abnippeln sozusagen. Es geht auch nur nebenbei um besseren Abtransport des Sekrets.

Die physiotherapeutische Arbeit an der Atemmuskulatur soll diese so stärken, daß anstrengungsfreies Atmen möglich ist und somit die Lebensqualität erheblich verbessert wird.

Im übrigen ist es bei o.g. Krankheitsbildern u.a. Wesensmerkmal, daß die Atemmuskulatur dauerhaft angespannt ist, ständig in Einatemhaltung. Wir haben es in diesem Falle mit einem gestörten Atemfluß zu tun, der nicht so einfach behebbar ist. Somit kommen wir auf die eingangs von der Welt in die Welt hinausposaunte Falschbehauptung zurück. Wie soll das gehen, die Atemmuskulatur per Radfahren zu stärken, wenn die vom ersten Pedaltritt an auf 100% eingepegelt ist?

Oder, wie die bereits erwähnte Physiotherapeutin meinte, Schulmediziner eben, die können nur Schulmedizin, wissen oftmals nicht, was für den Menschen wichtig ist.

Und wie findet man nun den richtigen Physiotherapeuten? Durch Zufall und anschließende Mund-zu-Mund-Propaganda, was im konkreten Fall auf eine Therapeutin hinauslief. Daß ich mich ab und zu auf einen weiten Weg gen Westen zu einer speziellen Behandlungsart aufmache, das hat diese dann auch nicht verblüfft, denn diese therapeutischen Ansätze, als auch weitere aus ihrem Portfolio, sind hier, sozusagen fast an der Grenze zu Polen, nicht so doll verbreitet. Sie bieten aber den bestmöglichen Effekt. Ergo bewegt man sich dort hin, wo der beste Effekt zu bekommen ist.

Was macht also Radeln? Spaß. Und wenn es Spaß macht, dann muß man halt Radeln. Auch mit ohne Fitness-Effekt.

Ansonsten gebe ich gerne einen Rat weiter, den mir ein Physiotherapeut gegeben hat. Gehen sie spazieren, gerne auch im strammeren Tempo, wegen der Fitness. Dafür ist der Mensch gebaut. Stöcker müssen nicht sein, können aber. Südic oder ostic in der Gegend rumlatschen reicht also auch.


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Radeln sie mal hinter die Löhnmauer.

http://www.welt.de/gesundheit/article114686302/Jeder-Fahrrad-Typ-hat-seinen-eigenen-Fitness-Effekt.html