1. November 2012

James Bond "Skyfall" - der Lauf des Lebens

Setzen sie alles auf Rot. So ist der Lauf des Lebens.

Filmriß nach einer Stunde. Standbild mit der Mitteilung, es seien nun 10 Minuten Pause zu absolvieren.

Tja, wenn es denn doch Botschaften gibt, die via Kunstwerk in unsere Hirne transportiert werden sollen, dann war das eine.

Das Fazit vorweg. Unbedingt hingehen, da Skyfall ein sehenswerter Film ist, zweieinhalb Stunden beste Kinounterhaltung mit ein wenig Redundanz.

Nun die Langfassung. 18 Menschen haben die Euro rüberwachsen lassen, um sich im großen Kinosaal zu verlieren. Das mag auch an den großzügig dimensionierten Previews liegen,die in Berlin gelaufen sind und wohl proppevoll waren. Ein zweites Mal wird man sich den Film möglicherweise nur noch einmal wegen ein paar weniger Szenen antun,insofern ist er schon wieder auf dem absteigenden Ast.

Der Film ist insofern sehenswert, da wieder mehr geschauspielert wird, die Akteure haben uns auf der Leinwand etwas mitzuteilen. Per Mimik und Dialog. Daniel Craig ist Spitze, wie er das Angewiedertsein mit seinen Gesichtsmuskeln artikuliert. Genial.

In einem kleinen Casino-Dialog mit Bérénice Marlohe, der natürlich die subtilen Botschaften zwischen Männlein und Weiblein genauso transportiert wie die eigentliche Nachricht "Rette mich", darf die Actrice ihr mimisches Können unter Beweis stellen.

Es verwundert ein wenig, daß die bondigen Schönheiten diesmal auch schauspielern mußten, doch so ist wohl der Lauf des Lebens.

Der Film hat Ecken und Kanten, ist nicht ganz aus einem Guß, kann auf die Verfolgungsjagden teilweise verzichten, aber eben nur teilweise, denn die Eingangssequenz mit dem spektakulären Speedway-Rennen auf den Dächern Istanbuls, die muß man gesehen haben. Jede neue Generation von Kinogängern braucht wohl ihre eigenen Verfolgungsjagden.

Die beste Szene des ganzen Films ist für mein Dafürhalten die erste Begegnung von James Bond mit dem neuen Q. Der weist ihn im Gemäldemuseum darauf hin, wieviel er einem Gemälde abgewinnen kann, auf dem zu sehen ist, wie ein altes Schlachtschiff außer Dienst gestellt wird. Ein hörenswertes Pingpong von Lebensweisheiten schließt sich an, das mit der entscheidenden Frage von James Bond beendet wird.

Wozu braucht ihr mich dann noch, wenn ihr Techfreaks alles auf Knopfdruck mit euren Computern lösen könnt?

Weil wir ab und zu jemanden brauchen, der den Abzug drückt.


Gar nicht so doof, der junge Computerspezi.

Ich kann vieles nicht nachvollziehen, was andere in dem Film gesehen haben wollen, z.B. die betörend schöne Bildgestaltung von Kamera-Ass Roger Deakins (Carsten Baumgardt) oder die schöne Titelmusik, die eine der schlechtesten ist, die je für einen Bondfilm produzierte wurde. Kommt von einer Adele und hört sich dann eben auch so an.

Ich bin allerdings auch kein Kinokritiker, der sein Geld mit schrottigen Bewertungen verdienen muß. Der erste Bond mit Craig war in weiten Teilen oppulenter fotografiert, die Titel der Klassiker sind auch heute noch knackiger als Adeles Stückwerk.

Der Showdown wird in die Länge gezogen. Doch hier, und nur hier, gestattete sich der Kameramann Oppulenz in den Bildern. In Schottland, im Nebel, bei Nacht. Ein grandioses Feuerwerk läßt das schottische Nebelreich erstrahlen.