28. Juli 2012

wenn die Musi nicht gefällt

dann macht man braunen Sound (Spiegel) daraus.

Als kloaner Buab habe ich mich darüber gewundert, warum die Beatles eine Judenhymne singen und die Deutschen hellauf begeistert von dem Lied waren.

Ich habe jetzt lange gesucht, sie dann doch noch gefunden. Zwischen "Opium unters Volk" (ein Eigenkompilat von DTH-Singles) und "Generation Y" von T.V. Smith lag sie. Jene Scheibe, die einst den Untergang abendländischen Musikgeschmacks einläutete.

Never mind the bollocks, Here's the Sex Pistols

Über die Deutungen, Übersetzungen usw. ließe sich trefflich streiten. Da mag jeder die präferieren, die ihm in den Kram paßt.

Keine Macht den Doofen, Glaubt bloß nicht diesem Scheiß, Zerbrich dir nicht deren Kopf, der Scheiß der anderen interessiert uns nicht usw. Die in der wikipedia anzutreffenden Versionen halte ich für irreführend bis falsch.

Da liegt sie gerade vor mir, die Platte, auf der "God save the Queen" abgefeiert wird, das Album, das mit seinem Cover unzählige Nachahmer fand.

Never Mind the Bollocks blieb die einzige offizielle Albenveröffentlichung der Band (wikipedia), und ich habe sie.

Darum geht es aber in diesem post nicht. In diesem post geht es nur darum, wie man mit Musik umgeht, die ... eine Attacke auf das britische Establishment darstellte. (wikipedia)

Wie geht man mit obszöner Musik um? Das ist die große Frage dieser Tage. Vor Gericht zerren und verbieten lassen, mag man meinen. Oder an den Spiegel melden. Geht auch.

Oder man macht es, wie der Engländer, indem man sie galant in die Eröffnungszeremonie der Spiele der 30. Olympiade der Neuzeit einbindet.

Pageantry, parody and Pistols... it was perfect
London 2012: Yep, it's a hit Brit party


"God save The Queen", zelebriert von den Sex Pistols, war der offizielle Willkommens-Song für Her Majesty in der offiziellen Eröffnungsfeier. Well Done.

Der Rest war nicht überraschend. Mehrere Zitate von den Beatles und Pink Floyd.

Nachdem The Arctic Monkeys "Come Together" von den Beatles tüchtig verkorkst darboten, bildeten Eclipse (The dark side of the moon), sowie The End und Hey Jude, von Sir Paul McCartney höchstselbst verhunzt, den versöhnenden Abschluß. Hey Jude, das hätte ich gerne live im Stadion gehört, denn mir war es nur einmal vergönnt. 1993 in der Waldbühne.

Mit der dritten und letzten Zugabe wird das Publikum noch einmal gefordert, und 20 000 Kehlen schmettern "Hey Jude". (Berliner Morgenpost 30.09.1993)

Ja, soviel klassenfeindliche Musik in einem Rutsch war lange nicht zu hören. Feindsender wie die BBC haben's möglich gemacht. Da kommt man gut drüber weg, daß aus der Jubiläumstour der Stones nichts wird, da Bill Wyman kein Interesse zeigt.

Bleibt abschließend eine Frage. Wird Wagners Nazimusik endlich verboten und Merkel verhaftet? Oder werden wir jetzt alle Nazis, weil wir "Verlorene Träume" sahen?

Vielen Dank auch an viele deutsche Pappnasen, ohne deren Dämlichkeit dieser post nicht nötig und möglich gewesen wäre. Dazu gehört auch die BILD, die ernsthaft der Auffassung ist:

Das war die geilste Show aller Zeiten

War sie nicht, definitiv nicht. Bestätigt aber wieder einmal, daß Onanie und Dummbeutelei, die beiden Hauptmerkmale allen deutschen Pressewesens sind (Tom Appleton).

Olympia-Eröffnung im Quotentief

London interessiert weniger als Peking und viel weniger als Athen

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Natürlich haben nicht 20.000 Kehlen "Hey Jude" geschmettert, sondern, in Anlehnung an die Sueddeutsche, Na na na nanna nanna na nanna nanna na - Hey Jude.