16. Juni 2012

Zwanziger entschuldigt sich für Bildmanipulationen

Bildmanipulationen haben erneut eine Debatte über die Medienmacht entfacht: Die Fans fragen sich, was überhaupt noch echt ist. Auch Theo Zwanziger kritisiert inzwischen die Manipulationen.

"Hoppla", dachte sich Theo Zwanziger, "die Hools sind aber stramm drauf." Langweilige Spiele in den Stadien, dafür Hooligans, die Innenstädte und Fanmeilen verwüsten. Das war 2006. In Deutschland.

So wie dem ehemaligen DFB-Präsidenten erging es vielen unter der Woche in Erinnerung an frühere Fußballturniere. Daß sich Straßenschachten und Krawalle während der Fußball-WM in Deutschland zutrugen, das erfuhren die meisten Zuschauer erst Wochen später. Seither fragen sich nicht nur die Fans, was überhaupt noch echt ist bei Titelkämpfen und wie groß die Medienmacht der internationalen Verbände ausfällt.

Für Zwanziger, Mitglied der Exekutive des europäischen Verbandes Uefa, sind Manipulationen inzwischen ein Unding. "Ich finde es nicht in Ordnung, die Wahrheit zu verschweigen und dem Zuschauer eine heile Fußballwelt vorzugaukeln", sagte er "Welt Online". Der Fernsehzuschauer ziehe daraus die falschen Schlüsse.

Was seinerzeit noch als peinlich durchging, erzürnt inzwischen Fans wie Fachleute gleichermaßen. Auch andere Fälle beweisen, dass es längst eine Zensur seitens des veranstaltenden Verbandes gibt. So entsteht der Eindruck, dass lästige Begleiterscheinungen zensiert und nicht gezeigt werden, Lustiges hingegen sogar nachträglich Eingang in die Berichterstattung findet.

Sender wie die ARD und ZDF haben darauf keinen Einfluss, sondern können nur mit eigenen Kameras eingefangenes Material beisteuern, behaupten sie. Da sie damals keine eigenen Kameras in Nähe der Krawalle und Straßenschlachten hatten, konnte auch kein sendefähiges Material beigesteuert werden. Der Einkauf bei der BBC, die sehr wohl Bildmaterial anbot, wäre zu teuer geworden und von den Verblödungsgebühren nicht gedeckt gewesen.

Nach den neuerlichen Zensurbemühungen haben die beiden öffentlich-rechtlichen Sender trotzdem Beschwerde eingelegt – in der Hoffnung, daß niemand merkt, wie blöd sie sind und selbstverständlich bislang ohne Erfolg.

Bei der Uefa selbst mag man die ganze Aufregung dagegen nicht nachvollziehen. In einem "Welt Online" vorliegenden Statement des Verbandes heißt es, dass die BBC allen Sendern Aufnahmen der Hooligan-Krawalle angeboten hatte und TV-Kommentatoren jederzeit die Möglichkeit hätten, Ereignisse abseits des Spielfeldes zu erwähnen. Dafür gebe es keine redaktionellen Richtlinien. Das mögen sich ARD und ZDF in Erinnerung rufen.