22. Februar 2009

96 Stunden

Zeit verbleiben Liam Neeson, um seine Tochter zu finden. Danach ist sie verschwunden. Sagt sein früher Berufskollege zu ihm am Telefon.

Ab diesem Augenblick macht der Film einfach nur Spaß, drückt einen ob seiner gewaltigen Leinwandpräsenz regelrecht in den Kinosessel.

Von diesen 96 Stunden bekommen wir ca. 55 Minuten zu sehen. Und die haben sich gewaschen. Was ist schon ein Terminator, wenn ein Mensch aus Fleisch und Blut das einst erlernte Handwerk in Paris in höchster Vollendung zelebriert.

Irgendwann nach dem 10. Toten habe ich aufgehört zu zählen. Es folgten zu viele.

Das Kino war gut befüllt, doch kein Räusper, kein Popcorngeschmatze, kein Gekiecher pubertierender Jugendlicher an den unmöglichsten Stellen, nichts von dem, so zog die Orgie der Gewalt die Leute in den Bann. Es gab drei humorvolle Szenen, an denen auch korrekterweise gelacht wurde.

Zu sehen ist eine der besten Folteszenen der Filmgeschichte. Wer danach noch glaubt, Folter macht auskunftsbereit und entlastet das Schuldgewissen, der sollte wieder zu Walt Disney wechseln.

Normalerweise wäre ich nach spätestens 2 Minuten aufgestanden und gegangen, so arschlangweilig zog sich die Hinführung zum Thema hin. Eine total versemmelte erste halbe Stunde, die an schlimmsten Hollywoodkitsch erinnert und quälend anzuschauen war. Da stimmte einfach gar nichts, von der kurzen Episode des Personenschutzes einer kleinen Rockdiva mal abgesehen.

Regie in diesem Teil des Films: Note 5, setzen.

Ich blieb aber sitzen, weil ich vorab was munkeln hörte. So in der Art geiler Film, lohnt sich.

Liam Neeson hat für die Regierung gearbeitet und war sowas wie ein Verhinderer in vielen Ländern der Welt. Seine Folterkünste hat er in befreundeten Staaten beigebracht bekommen. Sein Privatleben fand nicht statt und ist demzufolge versaut.

Die Frau zog die Reißleine und einen Millionär an Land. Und der pensionierte Regierungsarbeiter in die Nähe, damit er wenigstens den Kontakt zur 17-jährigen Tochter wieder aufbauen kann.

Die will mit einer Freundin nach Paris und Museen besuchen. Louvre und so. Sagt sie. Gebucht hat sie allerdings die komplette Europa-Tournee von U2. Aber da ist sie schon weg und Liam Neeson erbost.

Am Flughafen in Paris wird sie von der albanischen Nuttenmafia kontaktiert. Und jetzt geht die Post ab. Dermaßen sehenswert, daß die die erste halbe Stunde vergeben ist.

Der Schluß des Films auch, der ist hollywoodlike, so wie Tykwers International als deutsche Provinzposse endet. Tykwer vergebe ich nicht, obwohl ich behauptet hatte, daß es ein sehr sehenswerter Film ist. Ist er immer noch.

In beiden Filme spielt eine Ansprache ans Volk eine große Rolle.

Bei Tykwer lautet sie: "Sie versuchen, das Problem in den Grenzen ihres Rechtsystems zu lösen. Das wird ihnen nicht gelingen. Sie müssen diese Grenzen übertreten, wenn sie es lösen wollen."

Das Versprechen kann Tykwer nicht einlösen, denn der Film ist fast zu Ende. Gelöst wird das Problem letztlich von der Mafia. Rechtsübertretung durch einen Interpol-Cop? Fehlanzeige.

Liam Neeson hingegen behauptet: "Ich weiß nicht wer du bist und was du willst. Wenn du auf Geld aus bist, ich hab keins. Allerdings verfüge ich über einige sehr spezielle Fähigkeiten, die mich zu einem Alptraum für Leute wie dich machen. Wenn du meine Tochter frei läßt, dann war's das. Ich werd dich nicht weiter belästigen. Wenn nicht, dann suche ich dich, finde dich und töte dich."

Da sind noch 60 Minuten Filmzeit über. Und genau das wird auch gemacht. Suchen, finden, töten. Versprochen ist versprochen.

Diese knapp 60 Minuten Brutalität innerhalb der 96 Stunden, die sind drei Klassen besser als Tykwer. Da darf ich schon großzügig zu mir sein und sagen, 60 Minuten schweineguter Film sind eigentlich auch gut absolvierter Kulturgenuß gewesen.

Liebe junge Leute, geht in den Film, so lange der noch FSK 16 ist, wer weiß, wann der verboten wird. Das Drehbuch stammt von Luc Besson, der auch Nikita, das Original, nicht die Hollywoodschmonzette, und Leon der Profi zu verantworten hatte. Und dieser Verantwortung für unser Seelenheil wird er auch mit diesem Drehbuch vollauf gerecht. Der Scheiß im Film geht auf die Kappe des Regisseurs. Deswegen keine namentliche Erwähnung.
------------
Viel besser als ich beschreibt es ein professioneller Filmkritiker.
------------
Ergänzend einiges aus der imdb für unsere jugendlichen Mitbürger, was Blockwarte so alles in dem Film gesehen haben. Also eientlich ist es für die Eltern gedacht, die ihrer Aufsichts- und Erziehungspflicht nachkommen sollen.

93 min Original | USA:91 min (edited) (also zensiert)

Throughout the film, prostitution is a main topic.

A woman is seen in a thong at a prostitution auction.

Several prostitutes are seen laying around in beds.

Kim is seen in lingerie.

no f-words.

People in a party are shown drinking alcohol.

South Korea:18 / Netherlands:12 / USA:PG-13 (cut) / Australia:MA / UK:15 (edited version) / New Zealand:R16 (uncut) / Ireland:15A / South Africa:16LV / Peru:14 / Argentina:16 / France:-12 / Brazil:16 / UK:18 (DVD rating) / Portugal:M/16 / Finland:K-15 / Chile:Y7 / Germany:16