30. Mai 2007

Kuko

Ich weiß bis heute nicht, ob Kuko* der Chef im Ring ist oder ob er nur so tut. Ich habe ihm stundenlang mit Vergnügen zusehen können, denn was der abgehen ließ, das wird wohl einem glücklichen Hundeleben am nächsten kommen.**

Die fruchtlosen Disziplinierungsversuche seines Frauchens mal ausgenommen. Eine hübsche Spanierin, die eines Tages mit dem lauten Ruf "Scheiße, Scheiße, Scheiße" gen Lokal gerannt kam, weil ihr Zotteltier sich offensichtlich wieder mal rüpelhaft benommen hatte. Das klang in ihrem spanischen Akzent dermaßen süß, daß ich lachen mußte, denn als Schimpfkanonade geht das für meine deutschen Ohren in keinem Falle durch.

Kukos Job besteht im wesentlichen darin, sein Revier im Überblick zu haben und darin Ordnung zu schaffen. Die Kernzone ist ein kleines Strandcafè. Hier fungiert er sozusagen als Türsteher und beäugt jeden Besucher kritischen Blickes.

Nachteil dieser Kernbereichsfunktion: Bisher hat es noch jeder geschafft, das Cafè zu betreten. In dieser Funktion ist Kuko also außerordentlich tolerant. Oder ungeeignet. Wer weiß das schon?

Ich kann mich allerdings auch irren, da es noch die Nahbereichszone gibt, einen Bereich unmittalbar vor dem Cafè. Möglicherweise ist das Einlaßpodest in Wahrheit der beste Standort, um frühzeitig nach wohlfeilen Hundedamen und -herren Ausschau zu halten, die eine nähere Betrachtung rechtfertigen könnten.

Zuweilen kommt es allerdings zu spannenden Hundekämpfen, denn Kuko möchte seinen Job als Türsteher wahrscheinlich gerne behalten.


Wenn es ernst wird, hat Kuko keine Skrupel, seine Hütte als Weitbereichszone zu definieren, die dann schon mal ca 700 Meter nach rechts und links ausgedehnt wird.

Und falls nichts los ist, übernimmt Kuko auch die Gästebetreuung. Und das geht so.

Kuko sieht einen hungrigen Magen auf den Eingang des Cafès zukommen, taxiert dessen Eintrittswürdigkeit, prüft, ob keine weiteren Gefahren drohen und begleitet den Gast dann bis an den Tisch.

Er wartet höflich, bis die Bestellung aufgenommen wurde. Hier hege ich den dringenden Verdacht, daß er den Bestellvorgang belauscht. Dann trollt er sich vondannen, um wieder seiner Türstehfunktion nachzukommen.

Exakt zum Zeitpunkt der Auslieferung des bestellten Magenfüllers, beispielsweise Salamipizza, findet sich auch Kuko wieder am Tisch ein. Am Strand ist eh nichts los (siehe obiges Bild), dann kann ich auch den Gast beknuddeln, wird er sich wohl denken.

Erkennbar wird dies an einer Änderung seines Gesichtsausdruckes. Der kritisch prüfende ich-bin-immer-wachsam-Blick weicht einem warmen freundlichen.

Der soll mir wohl folgendes sagen:

1. Die Salamipizza duftet aber lecker.
2. Eigentlich hatte ich die vorhin bestellt, als du dich dank meiner Großzügigkeit mit an meinen Tisch setzen durftest.
3. Ich bettel nicht,wie du vielleicht denkst, sondern bewache nur meine Pizza, die du gerade vertilgst.

Um bei diesem treuherzigen Blick standhaft zu bleiben, mußte ich mich ganz schön anstrengen. Fast wäre mir das letzte Zwölftel Salamipizza aus der Hand gefallen und auf dem Fußboden gelandet. Direkt vor Kukos Nase. Fast.

Hunde sind auch nur Menschen.
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* Ich habe keine Ahnung von Hunderassen, aber Kuko ist wohl ein spanischer Strandzottel
** Am Strand kacken, wo es gerade beliebt, und andere Hunde anmachen.